Schranz hat genug

Jahrelanger Streit um Alm in Tösens geht zu Ende

Tirol
29.05.2021 18:00
Der unbeugsame Wanderschäfer Thomas Schranz gegen Gemeinde und Agrargemeinschaft – seit fünf Jahren tobt in Tösens ein Streit um den Almauftrieb von Schafen. Nach unzähligen Gerichtsterminen und energieraubendem Hickhack zieht der Bauer nun endgültig die Konsequenzen: Er kehrt seinem Dorf den Rücken.

Wer ist überhaupt für die Alm zuständig? Warum dürfen keine Schafe aufgetrieben werden? Und warum hat ein Urteil des Landesverwaltungsgerichtes kein Gewicht? Fragen über Fragen und die Antworten werden auf den Gerichten gesucht. Während man sich andernorts um die künftige Bestoßung der Almen sorgt, wird in Tösens ordentlich gestritten – seit fünf Jahren.

„Er trieb seine Schafe ohne Absprache einfach auf“
Der „Urknall“ passierte 2016, als der Bauer und Wanderschäfer Thomas Schranz seine Schafe auf die „Obere Alpe“, eine Alm der Gemeindegutsagrargemeinschaft, auftrieb. Dies wurde dem Agrargemeinschaftsmitglied kurzerhand verboten. „Ich bin froh, dass ich das endlich klären kann“, sagt der Bürgermeister und Bauer Bernhard Achenrainer beim „Krone“-Besuch, „es waren nie Schafe auf unserer Alm, nur Rinder. Schranz trieb seine Tiere damals ohne Absprache einfach auf.“ Im Zuge der nun beginnenden Streitigkeiten habe man entdeckt, dass man in den 1970er Jahren versäumt hatte, die Alm zu regulieren. Heißt im Klartext: Es existiert keine Rechtsgrundlage.

Landesverwaltungsgericht kippte das Verbot
Schranz wollte die Gemeinde nicht ungeschoren davonkommen lassen und erhob Beschwerde gegen das Verbot beim Landesverwaltungsgericht – und bekam recht! Nun war man mitten in der zwischenmenschlichen Schafskälte. Zusehends wurde die Sache selbst unwichtiger, das Rechthaben gewann an Gewicht, wie auch Achenrainer bestätigt. Parallel dazu wurde gemeinsam mit der Agrarbehörde des Landes an einer (Neu-)Regulierung der Alm gearbeitet. Diese sieht auch eine erlaubte Anzahl von höchstens 150 Schafen vor. Problem gelöst? Nicht im Geringsten, denn Schranz verkaufte im Vorjahr seine Schafe, begründete den Verein „Erhaltung der Weidekultur und Hirtentradition“ mit und verpachtete dem Verein seinen ganzen landwirtschaftlichen Betrieb.

Neuerliches Angebot von allen Gremien abgelehnt
Dieser legte nun heuer das schriftliche Angebot, die „Obere Alpe“ auf fünf Jahre zu pachten. „Wir hätten selbst einen Hirten mitgebracht, der auch die Rinder betreut hätte, und somit der Gemeinde Kosten erspart“, erläutert Schranz, „die Weideführung hätten wir auf den vom Land erarbeiteten Weidewirtschaftsplan aufgebaut.“ Der Konjunktiv lässt schon erahnen: Abgelehnt! „Wir haben die Vereinsobfrau aus Südtirol mehrfach eingeladen, den Verein und das Projekt vorzustellen, doch sie ist nie persönlich erschienen“, begründet der Dorfchef die Absage, „Landwirtschafts- und Agrarausschuss sprachen sich dagegen aus und der Gemeinderat schloss sich der Entscheidung an.“ Und das LVG-Urteil, dass Schafalmung erlaubt ist? „Wir halten so lange an den alten Regeln fest, bis die Neuregulierung in Kraft tritt“, so Achenrainer, „diese hat sich so lange verzögert, weil Schranz immer wieder Einsprüche erhob. Die Unterlagen liegen jetzt noch bei den Gerichten.“

„Brauche die Tösner nicht“
Also keine Schafe heuer auf der Tösner Alm? Nein! Trotzdem scheint der Streit ein Ende zu haben. Nicht, weil man sich geeinigt hat, sondern weil der Wanderschäfer vom energieaufwendigen Hickhack genug hat. „Nach Rücksprache mit meinen Leuten habe ich beschlossen, die umstrittene Alpung nicht weiter voranzutreiben.“ Er brauche die Tösner nicht. Der Verein habe andere Flächen im Umfeld, die er im Rahmen des EU-Projektes „Life-Stock-Protect“ bewirtschaftet. Allerdings wirkt die Vergangenheit nach, gerade am Donnerstag traf man einander erneut vor dem Richter.

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