Überträger Zecken

Unterschätzte Gefahr: FSME-Viren auch in Rohmilch

Tirol
04.05.2021 17:00

2020 gab es in Tirol besonders viele Fälle von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Zecken übertragen FSME-Viren. Was viele nicht wissen: „Auch über Rohmilchprodukte von gestochenen Tieren ist eine Ansteckung möglich“, erklärt Mikrobiologe Reinhard Würzner von der Medizin-Uni Innsbruck. Der Fachmann rät zur Schutzimpfung und erklärt, was dabei im Zusammenhang mit Corona zu beachten ist. 

„Jeden Tag“ rechnet Reinhard Würzner damit, dass im Labor des Instituts für Virologie der Medizin-Uni Innsbruck die ersten positiven FSME-Seren am Tisch liegen. „Die Zeckensaison hat längst begonnen“, ruft der Mediziner die damit verbundenen Risiken in Erinnerung. Es dürfte wieder ein zeckenreiches Jahr in Tirol werden. Das zumindest legen jahrelange Beobachtungen in Süddeutschland nahe. Sie gelten als Indikator für Österreich. Erwartet wird heuer das „zweitstärkste FSME-Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen“, wie Franz Rubel von der Veterinärmedizinischen Uni Wien unlängst warnte.

Ein Glas Milch oder ein Käse als Auslöser
Dass der Frühlingsspaziergang oder die Familienwanderung den Kontakt mit Zecken und den von ihnen übertragenen Krankheiten begünstigt, ist allgemein bekannt. Würzner weist aber auf einen vielfach unbeachteten und riskanteren Ansteckungsweg hin: „FSME-Erreger lauern auch in Rohmilchprodukten von Tieren, die von einer Zecke gestochen wurden. Nachgewiesen wurde das vor allem bei Ziegen- und Schafmilch.“ Aber auch Kuhmilch kann verseucht sein. Ein Glas unpasteurisierte Milch oder ein Rohmilch-Käse können eine FSME-Erkrankung auslösen.

Zwei Wochen zwischen den Impfungen ratsam
51 von 215 FSME-Fällen österreichweit wurden im Vorjahr in Tirol registriert – ein Rekordwert. Insgesamt hat die Zahl der Fälle seit 2015 rasant zugenommen: Österreichweit von 64 auf 215. „Nur die Impfung schützt“, appelliert Würzner, die Auffrischung nicht zu vergessen. „Die Faustregel lautet: Ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre, davor alle fünf Jahre.“ Die Zeckenimpfung erfolgt normalerweise im Frühling. Viele fragen sich heuer, ob das neben der Corona-Impfung möglich ist? „Zwei Wochen sollten zwischen den Impfterminen liegen“, empfiehlt der Experte. Auch bei einer überstandenen Covid-Erkrankung sei es sinnvoll, nach der Genesung zwei Wochen zu warten.

Tiroler Landkarte der zeckenreichen Gebiete
Die Zecken erobern immer neue Regionen. Würzner und ein Team an Virologen und Mikrobiologen starten heuer ein wissenschaftliches Projekt, um die Verbreitung der Zecken in Tirol genau zu erfassen. „Eine Kartierung aller erfassten FSME-Fälle“, konkretisiert der Wissenschafter. Den Naturliebhabern rät er, nach jedem Wandertag den Körper auf Zecken abzusuchen und sie rasch zu entfernen.

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