Schrottmeiler Krško

Die Bombe tickt nur 80 Kilometer entfernt

Steiermark
26.04.2021 06:00

++Reaktorunfall in Tschernobyl vor 35 Jahren ++ Nachwirkungen verfolgen uns noch heute ++ Slowenisches AKW Krško bedroht Steirer

Eltern verboten ihren Kindern in den Sandkästen zu spielen, draußen Angepflanztes war tabu, im ganzen Land herrschte Alarmstimmung: Viele Steirer können sich noch gut erinnern, als Ende April 1986 die Nachricht vom Reaktorunfall in Tschernobyl durch den Äther hallte. Und es kam wie befürchtet: Auch hierzulande ging der radioaktive Regen nieder, der die gefährliche Strahlung zu uns brachte. Besonders betroffen waren damals die Ober- und die Weststeiermark: In den Böden des Ennstals, des Ausseerlandes und des Bezirks Deutschlandsberg wurden die höchsten Cäsium-137-Werte gemessen.

Bei Pilzen schlagen die Messgeräte noch aus
Das „strahlende“ Vermächtnis verfolgt uns bis heute, wie neue Messungen der Strahlenbelastung durch das Umweltbundesamt bestätigen. „Die höchsten Cäsium-137-Werte verzeichnen Gebiete in der Steiermark, Kärnten, Oberösterreich und Salzburg“, so das Fazit der Experten. Auch 35 Jahre nach dem Super-GAU ist die Strahlenbelastung in heimischen Pilzen nachweisbar, bei Schwammerln auf der Deutschlandsberger Koralm schlagen die Messgeräte noch immer aus. Aber Strahlenschützer geben Entwarnung: Um den Jahresgrenzwert bei der Aufnahme zu erreichen, müssten 45 Kilogramm Pilze verzehrt werden.

Experten fordern Aus für„Schrott-Meiler“ Krško
Zum heutigen Jahrestag der Katastrophe in der damaligen Sowjetunion warnen die steirischen Grünen einmal mehr vor dem AKW-Risiko - insbesondere vor dem grenznahen „Schrott-Meiler“ im slowenischen Krško. Das Kraftwerk ist nur 80 Kilometer Luftlinie von den südsteirischen Gemeinden Mureck und Leutschach entfernt.

„Atomkraft darf keine Zukunft haben, denn sie ist nicht beherrschbar“, resümiert Klubobfrau Sandra Krautwaschl. „Dass nur wenige Kilometer von der steirischen Grenze entfernt ein Uralt-Kraftwerk auf einer Erdbebenlinie steht, dessen Laufzeit sogar noch verlängert werden soll, ist nicht zu akzeptieren!“ Krautwaschl erwartet sich von der Landesregierung jetzt mehr Druck auf die Betreiber in Slowenien.

Ins selbe Horn stoßen Aktivisten von Global 2000: „Der aktuelle Forschungsüberblick zeigt die Dringlichkeit einer unabhängigen Neuüberprüfung des Krško-Erdbebenrisikos“, so Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher der Umweltorganisation.

Zumindest das Warnsystem sollte funktionieren, wenn es in Krško zu einem Störfall kommt: „Wir haben ein Strahlen-Frühwarnsystem mit 59 Mess-Stationen in den Bezirken - und ein Abkommen mit Slowenien, das uns in Echtzeit Strahlen-Messdaten liefert“, erklärt Harald Eitner, Leiter der Katastrophenschutz-Abteilung des Landes.

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