Der Pflegeheimbetreiber SeneCura kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nach dem Misshandlungsverdacht im Sozialzentrum in Sitzenberg-Reidling - die „Krone“ berichtete - gibt es Vorwürfe gegen das Heim in Grafenwörth, ebenfalls Bezirk Tulln: Eine Bewohnerin sei mit einem Medikamenten-Cocktail ruhiggestellt worden.
Josef P. ließ als Erwachsenenvertreter einer 64-jährigen, an Alzheimer erkrankten Frau diese im November in das SeneCura Sozialzentrum in Grafenwörth einziehen. Da sei sie noch körperlich voll aktiv gewesen und habe noch eingeschränkt verbal kommunizieren können. Die Vorwürfe von Josef P. wiegen schwer: Mitte Dezember sei die Frau sediert worden, weil sie in der Nacht nicht schlafen konnte und über Schmerzen klagte. Er sei über den Zustand der Betroffenen „angelogen worden“.
64-jährige Patientin ist nicht mehr gehfähig
Spitalsärzte hätten ihn erstmals informiert, dass die Kranke nicht mehr gehfähig sei. 18 verschiedene Medikamente seien der Frau im Heim verabreicht worden. Erst als das Spital in Krems - die Patientin musste im Wochenabstand dreimal wegen Blasenentzündung in die Klinik - den Medikamenten-Cocktail absetzte und nur mehr drei der Arzneien verabreichte, wurde die Frau nach drei Tagen wieder ansprechbar, wie ihr Erwachsenenvertreter berichtet.
Ein Grundrauschen gibt es im Pflegebereich immer. Besondere Auffälligkeiten gab es in beiden Heimen bisher aber nur positive.
Patientenanwalt Gerald Bachinger
„Leider verschlechtert sich der Zustand von Patienten manchmal rapide, wie auch in diesem Fall. Wir haben jederzeit genau nach ärztlicher Anordnung gehandelt, sowohl bei der Medikation als auch bei der pflegerischen Betreuung“, betont SeneCura-Sprecherin Katrin Gastgeb. Im Pflege-Alltag komme es manchmal zu schwierigen Situationen, in denen Angehörige das Gefühl hätten, Entscheidungen hinterfragen zu müssen.
Im Fall in Sitzenberg-Reidling ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft.
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