Soforthilfe gefordert

Wegen Corona: Wenn der Nachtclub zum Museum wird

Tirol
22.03.2021 16:00

Wegen Corona sind Nachtclubs seit einem Jahr dicht. Die „Innsbruck Club Commission“ fordert, dass Nachtkultur als solche anerkannt und vor dem Corona-bedingten Aus gerettet wird. Dazu wurde am Samstag zum „Tag der offenen Clubs“ geladen. Der Andrang war groß.

In der Innsbrucker Bogenmeile sah es am Samstag fast wie früher aus. Menschenschlangen warteten, um von Türstehern in Clubs gewunken zu werden. Aber vieles hat sich verändert, seit die Corona-Pandemie vor einem Jahr die schweren Türen der Lokale zugeworfen hat. Am Samstag gingen sie wieder auf, der Besuch hatte jedoch Museums-Charakter. Nur wenige Personen auf einmal durften mit FFP2-Masken die Schwelle in die Nostalgie überschreiten.

Viele Clubs vor dem Ruin
Wo früher Musik gespielt wurde, schlich am Samstag Stille die verwinkelten Flure entlang. „Ah, so schaut das da wirklich aus!“, riefen manche erstaunt. Die Nachtkultur ist so lange geschlossen wie keine andere Branche. Nicht nur deshalb stehen viele Lokale und Clubs vor dem finanziellen Ruin: „Viele Förderungen kamen bei uns nicht an. Wir brauchen dringend Hilfe bei den Bereichen, die nicht gefördert werden“, erklärt Konrad Wolfgang vom Innsbrucker „Dachsbau“.

Bereits im Oktober hat man der Stadt ein Forderungspapier vorgelegt. Ein Punkt: Die Club- und Nachtkultur soll als Kultur anerkannt werden.

700 Arbeitsplätze betroffen
Die „Innsbruck Club Commission“ vertritt 29 Einrichtungen mit kuratiertem kulturellen Programm. Rund 700 Arbeitsplätze hängen dran. Fünf Locations hätten der Club Commission bereits erklärt, dass sie nicht mehr aufsperren werden können. Dennoch wolle man nicht so schnell wie möglich wieder aufmachen, betonte Frederik Lordick, Sprecher der „Innsbruck Club Commission“ vergangenen Mittwoch im Zuge einer Online-Pressekonferenz. Denn: Man sei sich der Verantwortung bewusst.

600.000 Euro Soforthilfe gefordert
Vielmehr brauche es Förderungen, mit welchen man durch die Krise kommen und danach wieder öffnen kann. Konkret heißt das: Insgesamt 600.000 Euro Soforthilfe für die von staatlichen Mitteln noch nicht gedeckten monatlichen Kosten. Nach dem Neustart bedarf es laut Wolfgang außerdem weiterer Förderungen, unter anderem, um aktiv Anreize für Besucher zu schaffen. Dafür wünsche man sich eine Zusammenarbeit von Stadt, Land und Wirtschaftskammer, so Lordick.

Kultureller Austausch
Innsbrucks Clubs und Lokale sind klein und bedienen oft Genres abseits des Mainstreams. Dort findet kultureller Austausch statt, neue Musikrichtungen entstehen. Ausgehen bedeutet für viele eine Nachtkultur. Eine Besucherin vom „Tag der offenen Clubs“ fasst ihr Erlebnis so zusammen: „Wenn man in die leeren Clubs reingeht, fühlt es sich so an wie Liebeskummer. Es sticht und du weißt nicht, wann es aufhören wird.“

Melina Mitternöckler, Kronen Zeitung

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