„Wir wollen endlich Verbesserungen für Tiere sehen!“ - das fordern unsere Leser von Minister Rudolf Anschober (Grüne). Die „Krone“ hat dem Politiker dazu Fragen gestellt, und die Antworten lassen erkennen: Bis jetzt wurde viel diskutiert und geplant - doch das Elend geht weiter.
„Krone“: Länder wie die Niederlande haben bereits Tiertransporte in Drittstaaten verboten - wann ist es bei uns endlich soweit?
Rudolf Anschober: Mein Ziel war und ist es, Langstreckentransporte zu reduzieren und Alternativen zu finden. Aber Dinge, die seit Jahrzehnten brachliegen, lassen sich leider nicht einfach umsetzen. Aber wir werden Schritt für Schritt Verbesserungen durchsetzen. Das garantiere ich.
Warum agiert Österreich hier nicht mutiger?
Ein Alleingang Österreichs würde nur zu einem Verladetourismus in anderen Mitgliedsstaaten führen, in denen die hohen Tierschutzstandards nicht gewährleistet werden können. Für Österreich habe ich eine Reduktion der Transporte durch eine Novelle des Tiertransportgesetzes geplant.
Es wurde eine „Aktion scharf“ für die Tiertransporte nach Russland angekündigt - wann folgen Taten?
Per Erlass wurde sichergestellt, dass bei Zweifeln der Einhaltung der Tierschutzvorgaben die Transporte gestoppt werden. Ohne klare Belege der Transportunternehmen, dass alle Auflagen eingehalten werden, darf seither kein Tiertransport von Österreich aus in einen Drittstaat starten.
Die Grünen verstehen sich als Tierschutzpartei - bis dato wurden aber keine Verbesserungen erzielt!
Was jahrzehntelang im Argen gelegen ist, kann man nicht über Nacht verändern. Aber, wie im Regierungsprogramm festgehalten, ist ein Verbot des Schredderns von Küken vorgesehen.
Es gibt noch immer Ausnahmebestimmungen für die Haltung von Rindern in permanenter Anbindehaltung. Warum unternehmen Sie nichts gegen diese Tierquälerei?
In Normalsituationen ist die permanente Anbindehaltung beendet. Die gesetzliche Ausnahmeregel ist sehr eng gefasst.
Wann kommt die Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Lebensmittel?
Unser Haus hat in einem ersten Schritt eine Verordnung vorgelegt, die einen Lückenschluss der Herkunftskennzeichnung für Rindfleisch und Eier in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung vorsieht. Diese wird seit Wochen vom Koalitionspartner ÖVP nicht freigegeben.
Wann kommt ein Verbot der Kükentötung?
Wie im Regierungsprogramm festgehalten, ist ein Verbot des Schredderns von Küken vorgesehen.
Ist Tierschutz für die Grünen kein wichtiges Thema?
Jeder, der mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich für Tierschutz kämpfe. Für die großen Würfe, die ich für den Tierschutz plane, brauche ich aber breite Unterstützung.
Warum stimmen die Grünen gegen so viele parlamentarische Anträge zum Tierschutz?
Entschließungsanträge sind meist Appelle an die Regierung. Diese bringen uns nicht entscheidend weiter.
Wann kommen Definitionen für die Qualzucht bei Hunden?
Das Thema wurde rechtlich ausreichend abgehandelt.
Was tun Sie, um den Welpenimport zu stoppen?
Im Tierschutzrat wird regelmäßig eine Nachschärfung gefordert.
Kritik auch von Experten
Wir haben die Antworten von Minister Anschober vier Fachleuten vorgelegt und diese um ihre Meinung gebeten. Allgemeiner Tenor: Bis dato fehlen wirksame Maßnahmen.
Eva Persy, Tierschutzombudsfrau Wien: „Symbolpolitik in Form von Gipfeln und Pakten ist beim Thema Tierschutz ein No-Go! Während andere Länder an großen Würfen, wie etwa dem Verbot des Kükentötens, arbeiten, wird in Österreich Schönfärberei betrieben. Wo sind die konkreten Verbesserungen für die Millionen Tiere in Österreich? Wo Tierschutz draufsteht, muss auch Tierschutz drin sein."
Hannes Royer von „Land schafft Leben“: „Der Vorschlag des Ministers zur Lebensmittelkennzeichnung ist viel zu kurz gegriffen. Bereits acht EU-Länder haben diese umgesetzt! Es gibt keinen Grund mehr, an einer Verzögerungstaktik festzuhalten. Ich erwarte mir mehr! Es geht um Transparenz und Entscheidungsfreiheit für Konsumenten. Das politische Hin und Her ist unerträglich.“
Eva Rosenberg, Direktorin „Vier Pfoten“: „Wir wünschen uns mehr Mut! Alle EU-Mitgiedsstaaten müssen sich an geltendes Recht halten und aufhören, Langstreckentransporte in Drittländer zu genehmigen. Wir fordern den Minister auf, überfällige Tierschutzverbesserungen umzusetzen.“
Dietmar Keck, Tierschutzsprecher SPÖ: „Anschober und die Grünen schaffen es nicht, sich gegen die ÖVP durchzusetzen. Im Gegenteil: Sie nützen ihre Macht lieber dazu, eine Fülle von SPÖ-Tierschutzanträgen abzulehnen, als den Koalitionspartner zu bewegen. Kükentötung, Tiertransporte - es gibt viele Baustellen. Dem Minister fehlt es an Durchsetzungskraft.“
Maggie Entenfellner & Christa Blümel, Kronen Zeitung
Das Interview in voller Länge sowie die ungekürzten Statements der Experten können Sie HIER nachlesen.
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