Wenn es „Max und Moritz“ heute gäbe ... Wilhelm Buschs makabrer Humor, der auf Schadenfreude beruht, ist zeitlos und amüsiert die Leser seit mehr als 100 Jahren. Wären seine Lausbuben heute ein Fall für den Schulpsychologen, so bekommt dieser in den Geschichten von Paul und Peter, den modernen Kumpels von Max und Moritz, selbst sein Fett ab. Die Lacher hat die niederösterreichische Autorin Judith Hafner mit ihrem Erstlingswerk „Paul und Peter- Rotzfreche Schüler und knieweiche Lehrer“ auf jeden Fall auf ihrer Seite!
In bester Busch-Manier erzählt die Neunkirchner Autorin Lausbuben-Geschichten aus dem modernen Schulalltag. Es sind Geschichten voll Schülerbosheit und Lehrerleid, die bei aller Heiterkeit auch den ernsten Hintergrund des Schulbetriebs nicht außer Acht lassen.
Lehrer sein ist heute - klar-
anders, als es früher war.
Und die neueste Methodik
unsrer Kuschelpädagogik
kann man oft nur schwer versteh‘n, wie wir es in Kürze seh’n.
Die schulkundige Niederösterreicherin stellt in ihrem Erstlingswerk in Reimen frei nach Wilhelm Busch und herrlich bebildert vom Tiroler Illustrator Benno Meliss das moderne Bildungssystem auf den Prüfstand. Wenn Hafners rotzfreche Schüler Paul und Peter ihren Lehrer Stöpsel an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben, wird auf humoristische Weise mit scharfer Vers-Klinge auch Kritik an der Kuschelpädagogik unserer Zeit geübt.
Friedrich Stöpsel ist nun derer
pflichtbewusster, guter Lehrer,
der auch immer engagiert
seine Schüler motiviert,
voll Elan und Schaffenskraft
und in allem vorbildhaft!
Aber wehe, wehe, wehe,
wenn ich auf sein Ende sehe!
Ach, das war ein schlimmes Ding,
wie’s dem Lehrer Stöpsel ging.
Besonders erfrischend: Wie bei den literarischen Vorbildern Max und Moritz gibt es auch bei ihren modernen Brüdern im Geiste keinen erhobenen Zeigefinger wie etwa beim anderen Klassiker „Struwwelpeter". Und wie bei Busch folgt auch bei Paul und Peter die Strafe für jede Missetat nicht auf dem Fuße.
Paul und Peter wiederum
bleiben unbelehrbar dumm,
kommen ohne Lektion
wieder ungeschor’n davon
Denn man will ja nicht riskieren
deren Zukunft zu ruinieren
Und so ist’s noch nicht vorbei
mit der Übeltäterei!
Wurden in Wilhelm Buschs Welt die Erwachsenen wie der selbstgerechte Lehrer Lämpel von den Buben attackiert und lächerlich gemacht, sind es bei Hafner neben den „knieweichen Lehrern“ die Bildungsdirektion und das Ministerium, die durch den Kakao gezogen werden.
Selbst das Ministerium
nimmt ihm diesen Vorfall krumm.
Und die Bildungsdirektion
lästert ziemlich lange schon:
“Der hat einfach kein Gefühl
für den neuen Lehrerstil."
Bei allem Humor erzählt Hafners satirische Dichtung im Kern eine handfeste Tragödie: Der engagierte Lehrer der Gegenwart scheitert letztlich am Druck, der von allen Seiten auf ihn ausgeübt wird. Selten präsentiert sich etwas zutiefst Ernstes in einem solch amüsanten Gewand gekleidet - da hätte auch Großmeister Wilhelm Busch seine Freude an der Lektüre gehabt!
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