Ferner dichtet

der schnee/da schnee

(Bild: ANDREAS TROESTER)

Schrifstellerin Katharina Ferner (HIER STELLT SIE SICH VOR) dichtet jeden Samstag für die „Krone Salzburg“.

der schnee

und bei schneefall
beginnt stets die
stadtstruktur
auseinanderzubrechen
beginnt ein walzen und
räumen
der morgen schnaubt
bereits um vier uhr früh in
die straßenzüge
drängt sich
gleißend durch
jalousien und
fensterläden in den
schlaf und
manchen fahrrädern
legte man gerne
die ketten an
verflockte wege und
himmelweiß
verwehte vogelnester
und fuchsbauten
schlittschuhlaufen wie
in einer kindheit ohne
ungewöhnliche vor
kommnisse oder gar
andauernde ausnahme
situationen
legt sich der schnee wie
leopardenfell in flecken
und zeichnet neue formen
baut brücken zu längst
vergessenen erinnerungen
und wir halten ausschau
nach eisschollen
auf den teichen
zugefrorenen fluß
läufen und fischleichen
zapfenschlecken und
zipflbob
ziehen flotte
kufenschwünge
ob schnee stets die
schönen dinge zutage fördert oder
die stadt jedes jahr
erneut aufs glatteis führt

da schnee

und es flockalt
in da stodt
und se woizn
und raman
in da friah hearst as scho
aufa viere werkln
auf da stroßn
schleichn si durchd
jalousin und spalett
blendn di ausm
tiafschlof ausse
und de radln brauchatn
a amoi schneekettn
eigschneite gassal
und himmöweiß
vawahte vogenesta
und fuxbautn
schlittschuahlaufn
wia ois kinda
in ana ondren zeit
legt si da schnee wia a
leopardnfö doni
a fleckalteppich
ziagt neiche musta
baut bruckn
zua erinnarung
vo domois
und wia suachn noch
eisscholln auf de teiche
zuagfrerte flussoame
und fischleichn
zapfnschleckn und
zipfebob
ziagn flott dahi
auf de kufn
ob da schnee woi
de scheen sochn virabringt
oda d stodt
wia a jeds joa
aufs glotteis fihrt

(Bild: Krone Salzburg)