Katharina Ferner

Hallo, ich dichte jetzt in der „Krone“

Salzburg
16.01.2021 09:18

Ab heute wird die Salzburger Schriftstellerin Katharina Ferner für jede „Krone“ am Samstag ein Gedicht verfassen. Zum Auftakt schreibt die Autorin ein wenig über ihr Dichterleben: Wer sie ist und was sie will.

Mein Lesen, das mich letztlich auch zum Schreiben führte, begann in früher Kindheit. 15 Bücher war das Ausleihmaximum in der Salzburger Kinderbücherei, die sich damals noch im Mirabellgarten befand. Mein erstes Literaturfestival war wohl Freies Lesen. Zu Schulzeiten folgten die Rauriser Literaturtage, die ich als Zuhörerin immer noch gerne besuche. Es gibt nichts Schöneres, als sich Vorlesen zu lassen. Mittlerweile haben sich die Verhältnisse aber ein wenig geändert. Als Erwachsene kehre ich oft an die Orte zurück, die mich damals prägten und mache selbst Schullesungen und Workshops.

Besonders fein finde ich, dass zum Beispiel der Lungauer Kulturverein eine neue Schiene gestartet hat, um junge Literatur in den Lungau zu bringen. Mir ist es ein Anliegen, das Gedichtelesen (und Schreiben) wieder zu einer Selbstverständlichkeit zu machen – und nicht nur die Klassiker! Selbst lese ich mich quer durch Neuerscheinungen, Lieblingsbücher und Empfehlungen. Momentan erwarte ich gespannt den neuen Lyrikfotoband von Isabella Feimer und Manfred Poor: American Apocalypse, der dieser Tage im Limbusverlag erscheint.

Schreiben, Tanzen und Dialekt
Zwischen Salzburg und Wien, meiner Wohnstadt bis 2020, liegen zwar nur zweieinhalb Zugstunden, aber für mich hat sich dort eine ganze Welt eröffnet. Ein Studium der Slawistik zu „Uni brennt“-Zeiten. Begegnungen mit slawischer Literatur und neuen Sprachwelten als Inspirationsquelle. Reisen nach Russland und Tschechien. Bis heute der Wunsch, einmal für eine Weile in Brünn oder Prag unterzutauchen. Eine Herzenslesereihe im Café Anno, die mich auch im eigenen Schreiben bestärkt hat. Redaktionsarbeit bei der Literaturzeitschrift „& Radieschen“ und bei der österreichischen Dialektzeitschrift „Morgenschtean“. Dazwischen Tanztrainings mit der Choruslineguppe The Darling Delilahs. Einer der Gründe, warum ich mich gerne als Poetin und Performerin bezeichne.

Zum Dialektschreiben brachte mich wohl auch die Mitarbeit im Büro der „Österreichischen Dialekt-Autorinnen und -Archive“. Mein Dialekt bildet oft eine Mischung aus den Sprachen, die mich umgeben, ab und ist somit wandelbar. Dank Stipendienaufenthalten in Baden-Württemberg schleichen sich nun auch ab und zu alemannische und schwäbische Elemente in meinen Wortschatz ein. Eine alemannische Übersetzung findet sich in meinem Gedichtband „nur einmal fliegenpilz zum frühstück.“

Über meinen jüngsten Roman „Der Anbeginn“ wurde hier ja schon berichtet. Nach der intensiven Arbeit an einem längeren Text kommt einem das Dichten anfänglich immer ganz leicht vor. Tatsächlich steckt in jedem noch so kurzen Gedicht oft sehr viel Arbeit. Falls Ihnen die Dialektversion schwer fällt, empfehle ich Ihnen, sie laut zu lesen.

Nach meinen Reisen bin ich nun also wieder zurück in Salzburg. Teilweise freiwillig, teilweise gestrandet.

Schreibe auf Spazierbänken
Das Unterwegssein und der persönliche Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren fehlt mir ebenso wie Theaterbesuche, Ausstellungen, Konzerte und Tanzveranstaltungen. Stattdessen schreibe ich zu Hause oder auf Spazierbänken, sofern es die Temperaturen zulassen. Ich höre viele Podcasts und manchmal mache ich eine Online-Lesung. Wie die meisten freue ich mich auf andere Zeiten.

Bis es so weit ist, reise ich eben im Kopf.

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