Eklat an Uni

NS-Vergleich: Artikel von Wissenschafter regt auf

Salzburg
23.11.2020 07:30

Terrorfahnder haben derzeit einen Politologen der Universität Salzburg im Visier. Nun hat der Wissenschafter einen Eklat mit einem Artikel für eine amerikanische Hochschule ausgelöst. Sein Vergleich der Razzien mit der Nazizeit sei absurd, sagen Kritiker. Doch der Betroffene wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe.

Es ist ein längerer Artikel in englischer Sprache, veröffentlicht auf der Webseite einer Initiative der Georgetown University. Darin nimmt der umstrittene Islamforscher der Universität Salzburg erstmals - zumindest indirekt - Stellung zu den schwerwiegenden Vorwürfen gegen ihn.

Der Wissenschafter kritisiert den Zeitpunkt der Razzien gegen Islamisten in ganz Österreich am 9. November scharf. Im Jahr 1938 fanden an diesem Tag vom NS-Regime organisierte Gewaltakte gegen Juden in Deutschland und Österreich statt. Der Islamforscher findet es unerhört, dass die Bundesregierung zwar der NS-Verbrechen gedenke - am selben Tag aber Hausdurchsuchungen gegen die Muslimbrüder angeordnet hat.

Damit „untergrabe man die Glaubwürdigkeit der Gedenkfeiern“, schreibt der Politologe. Weiters heißt es wörtlich: „Die österreichische Regierung geht eindeutig bereits in eine totalitäre Richtung.“ Die Bundesregierung kriminalisiere den Islam, wolle die Meinungsfreiheit verbieten. Und: Der Forscher fühlt sich angesichts der Vorgänge an das „Leiden der uigurischen Muslime in China“ erinnert. Diese seien „gezwungen, ihre muslimische Identität zu verbergen.“

„Dieser Vergleich ist völlig unangebracht“

An der Universität wusste man von diesem Online-Artikel bis Sonntagabend noch nichts: „Davon höre ich zum ersten Mal. Der Vergleich der Razzia mit der Pogrom-Nacht ist aber völlig unangebracht und absurd“, äußert sich Vizerektor Martin Weichbold zu dem Beitrag. Der ins Visier der Behörden geratene Politologe reagierte Sonntagabend via Facebook auf die Vorwürfe. „Ich habe die Razzien, die ich kritisierte, nicht mit den Novemberprogromen gleichgesetzt. Insofern weise ich jeden Versuch, mir eine Verharmlosung der Novemberpogrome zu unterstellen, deutlich zurück.“

Stephanie Angerer
Stephanie Angerer
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