Prozess in Innsbruck

Hinauswurf drohte, da stach 23-Jährige zu

Der Tatort in Innsbruck

(Bild: Zeitungsfoto.at)

Er war einer der wenigen Strohhalme in ihrem Leben und gewährte der sonst Obdachlosen in Innsbruck immer wieder Unterkunft. Doch als sie betrunken war und er ihr deshalb eine weitere Übernachtung verwehrte, stach die 23-Jährige mit einem Küchenmesser zu. Die Geschworene verneinten den angeklagten Mordversuch.

Mit 16 ging sie weg von daheim, mit 17 kam das erste Kind, später ein zweites. Daneben Drogen aller Art und Alkoholsucht - in diesem Leben bot nur der Ex-Freund ihrer Mutter ein wenig Halt, er gewährte ihr öfters Unterschlupf. Auch am 1. April wollte die junge Frau in seiner Wohnung übernachten, hatte aber schon jede Menge Wodka (2,03 Promille) getrunken und unter anderem Cannabis und Antidepressiva genommen. „Wenn du nüchtern bist, kannst du wiederkommen“, soll er zu ihr gesagt haben. Es entwickelte sich ein Streit - angeblich auch darüber, ob sie seinen Hund mitnehmen dürfe.

Angeklagte nannte Motiv
„Ich fühlte mich bedroht“, schilderte die 23-Jährige die entscheidenden Sekunden. Um im gleichen Atemzug einzuräumen, dass er nie gewalttätig gegen sie gewesen sei. Plötzlich fuchtelte die 23-Jährige mit einem Küchenmesser (12,7 Zentimeter Klingenlänge) herum, er wollte sich das Messer schnappen, da versetzte sie ihm einen Stich in die Brust.

Blutung in Brusthöhle
Trotz Verletzung eines Lungenlappens und Einblutung in der Brusthöhle erholte sich der Innsbrucker rasch und sagte als Zeuge: „Sie hatte wohl Panik, auch wegen Alkohol und Drogen. Nach dem Stich habe ich in ihren Augen gesehen, dass es keine Absicht war.“ Der psychiatrische Gutachter sah eine kombinierte Persönlichkeitsstörung, die Angeklagte empfinde kein Mitleid, von ihr gehe auch künftig eine Gefahr aus. Nicht rechtskräftiges Urteil: absichtliche schwere Körperverletzung, Einweisung in eine Anstalt und vier Jahre Haft.