Graz, Lager Liebenau:

Tafel und virtueller Rundgang gegen das Vergessen

Steiermark
11.09.2020 19:00

Das Lager Liebenau war das größte NS-Zwangsarbeiterlager in Graz. Erst seit 2011 wird seine Geschichte aufgearbeitet. Mit der Übergabe einer Gedenktafel auf dem Lagergelände, eines virtuellen Rundgangs und eines Films erfuhr das wichtige Erinnerungsprojekt am 11. September einen vorläufigen Höhepunkt.

Am 11. September 1947 begann in Graz der Prozess gegen die Verantwortlichen des Lagers Liebenau. Für Kulturstadtrat Günter Riegler ist der 11. September also ein guter Tag, um die wertvolle Erinnerungsarbeit, die das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung unter Barbara Stelzl-Marx seit Jahren leistet, zu würdigen. Das tat die Stadt gestern auch in Kooperation mit Kulturlandesrat Christopher Drexler mit der Übergabe einer Gedenktafel und eines virtuellen Rundgangs. Corona-bedingt fand diese nicht im Maria-Cäser-Park, dort, wo sich das Lager einst befunden hatte, statt, sondern in der Grazer Oper, die in den kommenden Wochen mit der Premiere von Weinbergs „Die Passagierin“ und einem umfangreichen Rahmenprogramm ebenfalls viel Erinnerungsarbeit leistet.

Kaum bekannte Geschichte
Wie wichtig dieses Engagement gegen das Vergessen ist, zeigt allein der Umstand, das die Geschichte des Lagers kaum einem Grazer bekannt ist. 1940 für Umsiedler errichtet wurde es schon bald zur „Heimat“ für Tausende Zwangsarbeiter und in den letzten Kriegswochen 1945 zu einer Zwischen- nicht selten auch Endstation für unzählige ungarische Juden auf den berüchtigten Todesmärschen. Wie viele Menschen in Liebenau ihr Leben lassen mussten, ist nicht bekannt, und wird sich vielleicht auch nie beziffern lassen. Nur 250 gelten als gesichert. Auch weiß man nicht, ob heute noch menschliche Überreste auf dem Lagergelände liegen.

Engagierte Zivilgesellschaft
Dass die Geschichte dieses Ortes gewissenhaft aufgearbeitet werden konnte, ist auch der Energie Steiermark zu verdanken, die beim Bau des Murkraftwerks die archäologische Erkundung mitfinanziert hat. Und nicht zuletzt dem Arzt und Hobbyhistoriker Rainer Possert sowie weiteren engagierten Menschen, die sich vehement gegen das Vergessen gestellt haben.

Rundgang und Film online
Der virtuelle Rundgang und auch ein berührender Film von Markus Mörth über das Erinnerungsprojekt Lager Liebenau ist online zu finden. Die Gedenktafel, der noch ein Mahnmal folgen soll, vor Ort. Alle Infos dazu findet man hier. Oder auf der Homepage des BIK.

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