Nicht nur der Titel dieses Gedichtbandes ist irgendwie überraschend, sondern auch sein Aufbau. Denn auf der ersten Seite findet sich kein Gedicht, sondern ein QR-Code. Lesen darf zuerst also einmal das Handy und nicht der Leser. Am Anfang jedes Kapitels von „katzenpornos in der timeline“ steht ein derartiger Code und mit ihm verbunden ein Link zu einer Audiodatei: Sonja Harter selbst übernimmt die Rolle der Vortragenden und wird damit zur wohlklingenden Türöffnerin in eine lyrische Welt, in der Realität und Virtualität verschwimmen.
Online-Lyrik
Der Algorithmus ist der zentrale Begriff, um den sich dieser Band dreht. Jene mathematischen Formeln also, die bestimmen, auf welchen Wegen wir uns durch die virtuelle Welt bewegen. Harter greift die Sprache und Bilder auf, die so durch Soziale Netzwerke, Messageboards und Online-Shops kursieren, und verarbeitet sie: Sie fragmentiert sie, verschiebt sie, reichert sie mit eigenen Beobachtungen und Formulierungen an und schiebt die beiden Ebenen kunstvoll ineinander.
Das Resultat sind lyrische Miniaturen, in denen Profanes und Profundes ganz nah beieinander liegen.
Sonja Harter, „katzenpornos in der timeline“, Luftschacht Verlag, 104 Seiten, 15,40 Euro.
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