Gewollte Müllberge

Das Tiroler Plastik und der Start ins zweite Leben

Tirol
11.03.2020 15:00
Die Tiroler sind die fleißigsten Mülltrenner in ganz Österreich, vor allem im Bereich Kunststoff. Rein in den Container am Recyclinghof – aus den Augen, aus dem Sinn. Aber: Was geschieht eigentlich mit dem Plastik, jenem ökologisch nicht abbaubaren Stoff, dem Europa mit einer „Plastiksteuer“ den Kampf ansagen möchte?

Riesen Plastikmüllberge, Plastikpartikel in toten Meereslebewesen oder die absurde Verschiffung des Mülls in den fernen Osten – befremdende Bilder, die Bürger zurecht entrüsten. Eines sei vorweggenommen: Plastik aus Tirol ist in den genannten Szenarien nicht dabei. Zumindest nicht aus jener Kategorie, die in der größten Menge anfällt, nämlich der Kunststoffverpackung. 300.000 Tonnen Plastikmüll sind es im Jahr in Österreich, knapp ein Zehntel fällt in Tirol an. Die zentrale Frage: Was geschieht mit dem Plastik?

In Pfaffenhofen werden täglich 80 t Plastik sortiert
Klar ist: Die Recyclingquote (Wiederverwertung) soll möglichst hoch sein. Die Grundlage dafür ist eine möglichst perfekte Sortierung. Und die geschieht – nach der hoffentlich richtigen Trennung der Bürger - durch „Europas modernste automatisierte Sortieranlage für Kunststoff-Leichtverpackungen“, wie es in der Eigendarstellung der Tiroler Recycling GmbH&CoKG (TRG) heißt. Die gehört je zur Hälfte der Fa. Höpperger und der Altstoff Recyclung Austria (ARA) und steht in Pfaffenhofen. Hier landet auch der Großteil der in Tirol anfallenden Kunststoff- und Verbundleichtverpackungen. Das gesammelte Plastik aus den Recyclinghöfen, den „gelben Säcken und Tonnen“ oder jenes von Gewerbebetrieben wird also für den Start eines „zweiten Lebens“ nach Pfaffenhofen gebracht. „Lkw bringen täglich rund 80 Tonnen Plastikverpackungen, die hier im Zweischichtbetrieb sortiert werden“, weiß Firmenchef Harald Höpperger, „wir stellen dann der Industrie ein zu 98 Prozent stofflich sauberes, sekundäres Rohstoffprodukt zur Verfügung“. 

Exakteste Anlage weltweit
In der riesigen Sortierhalle kategorisiert ein wahres Labyrinth von 86 Förderaggregaten und ein überdimensionales Trommelsieb die verschiedenen Plastikgattungen. „Millionen von Messungen pro Sekunde machen diese Anlagen zur Maschine mit der höchsten Auflösung ihrer Art weltweit“, ergänzt Sohn Thomas, „am Schluss des Prozesses sorgen Menschenhände mit der Entfernung der Fehlwürfe (14%) und Störstoffe für ein 100-prozentiges Sortierergebnis“. Nun werden die verschiedenen Kunststofffraktionen zur Abholung in große Ballen gepresst.

Neues Leben, ob kurz oder lang
In Pfaffenhofen passierte das, was die EU für 2025 als Ziel formuliert: eine Recyclingquote von 50 Prozent. „Das erreichen wir jetzt schon“, sagt Höpperger. Österreich erreicht derzeit 33 Prozent. Aus dem wiederverwertbaren Plastik werden Tragetaschen, Palettenverpackungen, Spülmittelflaschen, Eimer, Getränkeflaschen und –kisten, Dachziegel oder Paletten hergestellt und vieles mehr, was die Recyclingpalette so anbietet. Die zweite Hälfte, also die nicht recycelbaren Kunststoffe, geht in die thermische, industrielle Verwertung, zum Beispiel in die Zementindustrie, als Brennstoffsubstitution für Kohle, Erdöl oder Erdgas. Alles in Allem eine klassische Kreislaufwirtschaft. Die alleine wird allerdings nicht das Kernproblem an der Wurzel lösen können , denn jährlich werden weltweit 350 Millionen Tonnen neues Plastik in die (Um) Welt gesetzt.

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