Bein war markiert

Schrecklicher Fehler im KH St. Johann: War er vermeidbar?

Tirol
04.07.2010 10:57
Noch immer erschüttert der Fall einer Frau (91), der am 16. Juni im Spital St. Johann das falsche Bein amputiert worden war: Zuerst nämlich das gesunde, danach auch das kranke. Dass dieser schreckliche Fehler passieren konnte, ist rätselhaft. Das Bein, das entfernt wurde, soll mit Farbe genau gekennzeichnet gewesen sein.

Lange hatte das Spital offenbar versucht, den Fall zu vertuschen. Sogar die verpflichtende Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Innsbruck erfolgte erst zwei Tage nach dem katastrophalen Fehler.

Warum der erfahrene Chirurg das falsche Bein amputiert hat, bleibt ein Rätsel. Primar Norbert Kaiser, ärztlicher Leiter des St. Johanner Spitals, am Samstag zur "Krone": "Das zu amputierende Bein war laut unseren bisherigen Untersuchungen farblich gekennzeichnet. Doch der Chirurg war felsenfest davon überzeugt, das richtige Bein abzunehmen." Es gibt Hinweise, dass der Operateur selbst das zu amputierende Bein gekennzeichnet hat - aber leider das falsche…

Mit der Aufklärung des Falles wurde eine externe Firma beauftragt, die Verbesserungsvorschläge machen soll.

Checkliste wie im Flugzeug
In anderen Spitälern Tirols wird mit sogenannten "Checklisten" gearbeitet, wie sie beispielsweise von Flugzeugpiloten seit Jahrzehnten verwendet werden.

Ein Arzt, der verständlicherweise nicht genannt werden will, berichtet: "Bei uns wird am Tag vor der Operation der Patient vom Chirurgen besucht, die Vorgangsweise besprochen und die betreffende Stelle farblich markiert. Das machen wir seit zehn Jahren so.

Tags darauf kommt der Patient schon narkotisiert in den Operationssaal. Im Wechselspiel zwischen Anästhesisten, Operationsgehilfen und Chirurgen werden alle Daten und Fakten nochmals überprüft und in den Computer eingegeben. Dabei werden auch noch alle Risiken abgefragt wie etwa eine mögliche Medikamentenunverträglichkeit oder Allergien. Letztlich wird mit der Fieberkurve am Bett nochmals alles verglichen. Dann sollte ein Fehler eigentlich ausgeschlossen sein."

von Günther Krauthackl, Tiroler Krone

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