„Offener Umgang“

Bestatterin: Den Tod aus der Tabuzone holen

Tirol
02.11.2019 14:45

Christine Pernlochner-Kügler ist Bestatterin in Innsbruck. Die Wahrung der Würde stets im Blick, bricht sie mit Tabus und Konventionen - für einen offeneren Umgang mit dem Tod.

Unausweichlich und doch im Wandel: Früher starben Menschen Zuhause, oft tagelang aufgebahrt, um Abschied nehmen zu können. Doch mit der Zeit wurde der Tod ausgelagert, in Krankenhäuser und Heime. Särge wurden verschlossen – Ängste haben sich gebildet.

„Neben Trauer auch etwas zum Schmunzeln“
Heute wird es wieder offener, weltliche Feiern ergänzen klassische Begräbnisse, offene Särge werden wieder salonfähig. Das liegt nicht zuletzt an Menschen, wie Christine Pernlochner-Kügler, die sich für einen offenen, individuellen Umgang mit dem Tod einsetzen. „Ich erlebe, dass die Menschen mit ein bisschen mehr Humor an die Sache heran gehen können“, sagt die Bestatterin. Man spreche zunehmend über Besonderheiten, Charaktereigenschaften des Verstorbenen. „So ist neben der Trauer auch immer was zum Schmunzeln dabei. Das schätzen die Trauernden“, sagt sie, denn Trauer kann man sich wie Wehen vorstellen: Die Schmerzen kommen in Wellen. Umso wichtiger sind Pausen, zum Durchatmen, zum Lachen - und um in Erinnerungen zu schwelgen. „Darüber kann man in Verbindung bleiben.“

„Wichtig sind Rituale“
Bei ihren Bestattungen wird oft die Biografie des Verstorbenen vorgelesen, in Erinnerungsrunden werden Anekdoten erzählt, die Lieblingsmusik gespielt. „Wichtig sind Rituale“, sagt die Trauerbegleiterin, „doch die können auch geändert werden, so dass sie zum Verstorbenen passen. Im Umgang mit Trauernden empfiehlt die Bestatterin, auf Floskeln zu verzichten – und wirklich da zu sein. „Anrufen, nachfragen, was man tun kann, zuhören – auch wenn schon viel Zeit vergangen ist.“ Denn Trauer braucht viel Zeit und Geduld.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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