Die deutsche Kapitänin Carola Rackete ist am Samstagabend in Klosterneuburg für ihr „Engagement, Menschenrechte und Menschenleben zu verteidigen“ mit dem „Globart Award 2019“ geehrt worden. Die 31-Jährige erhielt minutenlangen Applaus und stehende Ovationen, als ihr Heidemarie Dobner, Intendantin der Globart Academy, den Preis überreichte. Rackete sei ein „Leuchtturm unserer Gesellschaft“, so Dobner. Die Kapitänin übergab den Preis dann symbolisch an einen anwesenden Flüchtling aus Afghanistan. „Ich will auf die Menschen aufmerksam machen, um die es gehen soll“, sagte sie.
Die 31-Jährige hatte Ende Juni für Schlagzeilen gesorgt, als sie als Kapitänin des Rettungsschiffs Sea-Watch 3 trotz eines Verbots der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa eingelaufen war. An Bord befanden sich Dutzende Gerettete. Die Kapitänin begründete ihre Entscheidung mit der Notsituation an Bord. Die Sea-Watch 3 war zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Tage am Mittlermeer unterwegs gewesen.
Noch immer wird wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung in Italien gegen Rackete ermittelt. Matteo Salvini, damals noch Innenminister, bezeichnete die Kapitänin als „Schlaumeierin“, die „auf Kosten von einigen Dutzend Migranten“ Politik machen würde. Die 31-Jährige „soll lieber ehrenamtliche Tätigkeiten in Deutschland machen, statt 42 Menschen wochenlang in Geiselhaft zu nehmen“, meinte er. Rackete hingegen war damals überzeugt: „Wir tun das Richtige.“
„Verherrende Zustände sind bekannt“
In Klosterneuburg wurde Rackete nun für ihr Engagement mit dem „Globart Award 2019“ ausgezeichnet. „Es hat sich gezeigt, dass die Zivilgesellschaft durchaus bereit ist, Geflüchtete zu unterstützen“, ließ sie wissen. Die Kapitänin kritisierte auch den deutschen Innenminister Horst Seehofer, weil dieser nur Flüchtlinge aus dem zentralen Mittelmeer aufnehmen wolle. „Dort wird sehr stark von Abschottung gesprochen“, fuhr sie fort. Die griechischen Flüchtlingslager würden immer voller werden. „Die verheerenden Zustände in den Lagern sind seit Jahren bekannt“, kritisierte sie.
Rackete, die sich auch für das Klima engagiert - so war sie im September auch beim großen Klimastreik in Berlin -, warnte davor, dass es in Zukunft mehr Klimaflüchtlinge geben werde. Die Staaten müssten etwas gegen die Klimakrise unternehmen. „Wenn wir die Ökosysteme zerstören, dann zerstören wir unsere Lebensgrundlage“, sagte die Aktivistin. Auch die Menschenrechte müssten geschützt werden. „Ich denke, beide Themen sind fundamental wichtig.“
Im September hatte Rackete überdies die Ehrenmedaille des katalanischen Regionalparlaments erhalten. Der „Globart Award“ ging bisher unter anderem an Vaclav Havel, Riccardo Muti, Freda Meissner-Blau, Michael Haneke und im Vorjahr an Marina Abramovic.
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