In Deutschland ist die Aufregung groß, immer mehr Fußball-Verbände schaffen die Tabellen ab. Bei uns auch. Vier Bundesländer führen Tabellen ab sofort erst ab den Unter-13-Jährigen (U13). Auch der steirische Verband will eine Änderung (derzeit gilt die Regel bis zur U10): Der Druck soll kleiner werden. Ex-Profis wettern: „Im Sport geht es nun einmal ums Verlieren und Gewinnen.“
In Kanada fordern Experten derzeit, Völkerball abzuschaffen: Es sei „legalisiertes Mobbing“ und die Kinder würden zu sehr unter Druck gesetzt. Die Idee, Wettbewerbe unter Kindern zu vermeiden, hat jetzt auch Deutschland erreicht. Weil immer mehr Regional-Verbände keine Tabellen mehr führen, es keine Sieger und Verlierer mehr gibt.
Auch hierzulande ist das gerade ein riesiges Thema. „Bis zur U10 führen wir bei den Verbandsturnieren seit vielen Jahren keine Tabellen“, erklärt Walter Hörmann, Sportdirektor beim Steirischen Fußball-Verband (StFV). „Und wir haben gute Erfahrungen damit gemacht. Der Druck für die Kleinen ist dann nicht so groß. Die sollen mit Spaß und Begeisterung Fußball spielen dürfen, auf möglichst vielen Positionen ihre Erfahrungen machen.“
Und der Ex-Profi will jetzt sogar noch weiter gehen: „Wir wollen schon im Herbst die Tabellen im U11-Bewerb abschaffen und in weiterer Folge auch in der U12.“ In Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich und im Burgenland gilt das übrigens schon ab sofort. Einzig Kärnten ist anders: Da gibt es Tabellen schon ab der U9.
Was sagen steirische Ex-Profi-Kicker dazu?
Sturm-Bomber Mario Haas schüttelt den Kopf: „Jeder will gewinnen und vorne stehen. Je früher man mit Ergebnissen konfrontiert wird, umso früher kann man eine Siegermentalität entwickeln.“
Günther Neukirchner, selbst Pädagoge, sieht’s ähnlich: „Man kann vieles hinterfragen. Wie gut ist die Ausbildung der Kinder bei den Vereinen? Sind die Spielformen zu groß? Wir brauchen mehr Eins-gegen-Eins-Situationen. Aber den Kindern zu erklären, dass es keine Sieger und Verlierer gibt, das bringt gar nichts. Und den Druck, wenn es welchen gibt, müssen andere, Eltern oder Trainer, abfangen. Gewinnen und Verlieren muss gelernt werden.“
Wie sieht es in anderen Sportarten aus? „Der Meisterschaftsbetrieb startet bei uns mit der U11. Aber auch bei den Jüngsten wird mitgezählt. Wenn zwei Sechsjährige gegeneinander spielen, gibt es am Ende einen Sieger und einen Verlierer“, sagt etwa Andreas Leber vom steirischen Tennisverband. „Aber ich verstehe die Diskussion, auch wir sind damit öfters konfrontiert, überlegen, ob Ranglisten bei Kindern zu viel Druck machen.“
Das sagt der Schul-Psychologe
Schul-Psychologe Josef Zollneritsch sieht das ganz ähnlich: „Es freut mich, dass über dieses Thema nachgedacht wird. Es gibt viele Studien, die belegen, dass bei Jüngeren übertriebener Leistungsdruck schädlich ist. Aber natürlich müssen Kinder, je älter und je vernünftiger sie sind, an Konkurrenz und Vergleichsituationen herangeführt werden. Ab welchem Alter das passieren soll, kann man so nicht festlegen, da die Unterschiede in der individuellen Entwicklung zu groß sind.“
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