Gestern haben wir an dieser Stelle die Anliegen der Windkraft-Betreiber an die steirische Politik dargestellt. Zentraler Wunsch: rasche und großzügige Flächenwidmungen für weitere Anlagen. Heute beleuchten wir die Bedenken der betroffenen Steirer vor Ort. Und wir haben beim Land nachgefragt, wie heiß das mit Spannung erwartete Ausbau-Menü zur Windenergie wirklich gekocht wird.
Spätestens im Juli will die Landesregierung ihr neues Programm zur Windenergie präsentieren. Klar ist schon jetzt: Soll das ehrgeizige Klimaziel einer Steigerung von 237 Megawatt auf 1000 MW bis 2030 erreicht werden, müssen auf den steirischen Bergen neue Flächen für Windräder her. Eine Erweiterung von 0,2 Prozent der Landesfläche auf 0,6 Prozent, wie die IG Windkraft hofft, ist laut Insidern aber illusorisch.
Keine Verdreifachung der Anlagen-Flächen
Überhaupt sollen eher keine neuen Vorrangzonen entstehen. Stattdessen setzt das Land auf eine „maßvolle Erweiterung“ alter Standorte – und das Aufrüsten mit stärkeren Windrädern.
Doch auch das sorgt in den betroffenen Gebieten für Ärger. Etwa im Fall der Stubalm, wo 17 neue Windräder auf Widerstand von Gemeinden und Tourismus (Stichwort: Lipizzaner-Alm) stoßen. Oder im Mürztal, wo die geplanten Projekte Pretul II (vier Anlagen) und Stanglalm (neun Windräder) Kritik der Naturschützer ernten – und den Hütten die Wanderer ausbleiben.
Um „ungelegte Eier“ geht es derzeit noch oberhalb des Murtals, wo zum bestehenden Tauernwindpark in Oberzeiring weitere Flächen hinzukommen könnten. Nachdem Investoren bereits bei Grundstücksbesitzern vorstellig wurden, um sich die Rechte zu sichern, schrillten bei den Einheimischen die Alarmglocken.
Habering-Bocksruck: Gegner sind früh dran
Vier von ihnen, Clemens Neuber, Gerhard Köck, Udo Lerchegger und Johann Steiner, haben vorsorglich die „Plattform gegen den Windpark Habering-Bocksruck“ gegründet – und seit März rund 1000 Unterschriften gesammelt. Außerdem stimmte der Gemeinderat von Pölstal geschlossen gegen neue Windräder.
Gegner Clemens Neuber, Ziviltechniker aus Pöls-Oberkurzheim, räumt ein, als Forstwirt nicht zuletzt aus Sorge um seinen eigenen Wald zu handeln. Doch zusätzlich gehe es ihm um die bedrohten Raufußhühner in der Region, um deren Wohl er seit 25 Jahren bemüht sei.
Vorschlag: „Türklinkenputzen“
Und er übt prinzipielle Kritik am Umgang mit der Bevölkerung: „Vor dem Bau des Tauernwindparks hat man den Leuten Beteiligungen und sogar touristische Vorteile versprochen. Geworden ist daraus nichts“, klagt Neuber, der bei der Landespolitik ein bedenklich wachsendes „Machtbewusstsein“ ortet.
Die Stimmung in der Gegend sei jedenfalls längst gekippt. Sein Rat, um die Leute wieder ins Boot zu holen: „Überzeugungsarbeit in den Gemeinden – und Türklinkenputzen bei jedem einzelnen Bewohner.“
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