Scheiteltunnel

Fernpass: Tunnelfahrzeug wurde bereits bestellt!

Tirol
25.03.2019 07:00
Schon lange nicht mehr hat eine Thematik das Tiroler Oberland und das Außerfern dermaßen aufgewühlt wie die Renaissance der Tunnelpläne durch den Tschirgant. In den Diskussionen zu kurz kommt allerdings der geplante Fernpassscheiteltunnel, der wie ein Zwilling dazugehörig scheint. Die Wirtschaft outete sich.

Der Tschirganttunnel! Eigentlich müsste er Simmeringtunnel heißen, denn er sollte nach alten Plänen bei der so genannten Mischwerkkurve in Nassereith in den Berg (Simmering) eindringen, auf der Hinterseite würde das Licht am Ende des Tunnels im Haiminger Gemeindegebiet erscheinen. Länge: 4277 Meter, geschätzte Kosten: 340 Mio. Euro laut den alten Plänen.

Haiminger Sorge um Trinkwasserversorgung
„Es wird zwar angeblich komplett neu geplant, aber ich kann mir eine völlig andere Trassenführung nicht vorstellen“, sagt Haimings BM Josef Leitner, der vehement gegen das Projekt auftritt. Man fürchtet um den Wasserspeicher Tschirgant. In der Gemeindeversammlung Ende Februar meldete sich der Nassereither Dorfchef – selbst Unternehmer – Herbert Kröll zu Wort: „Ihr habt ja mit eurer Anbindung an die Autobahn eine florierende Wirtschaft“. Kröll, gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Imst, Tarrenz und Obsteig ein glühender Verfechter des Tschirganttunnels, sieht die große Chance in Verbindung mit dem Fernpassscheiteltunnel, der vom Land Tirol forciert wird . Geschätzte Kosten: 110 Millionen Euro.

Der Scheiteltunnel, dessen Eingangsportal beim Blindsee geplant ist und an der so genannten Haarnadelkurve wieder in die Fernpassbundesstraße 179 einmünden soll, polarisiert allerdings genauso wie jener, der das Gurgltal mit dem Inntal verbinden soll. „Die Stimmung im Außerfern bezüglich Fernpassscheiteltunnel ist negativ“, bestätigt Stefan Lagg, Bürgermeister von Lermoos, die Skepsis, „jede Maßnahme, die zu einer Transitroute beiträgt, ist abzulehnen“. Sein Amtskollege Paul Mascher aus Biberwier sieht die Tunnelvarianten ebenfalls als „keine Lösung des Problems“. Für Kröll kommt der Fernpasstunnel allerdings „zu 99 Prozent“. Auch die Außerferner Nationalrätin Elisabeth Pfurtscheller bestätigt: „Der Fernpassscheiteltunnel ist so gut wie fix“. Ein Indiz dafür ist in Nassereith zu finden: Die dortige Feuerwehr hat in Absprache mit dem Land Tirol bereits ein Tunnelfahrzeug bestellt. FF-Kommandant Jürgen Ruepp: „2020 werden wir das Fahrzeug mit Bergeausrüstung erhalten“.

Wirtschaft spricht sich für Tunnelvarianten aus
Am Freitag nahmen die WK-Bezirksstellen Landeck, Imst und Reutte mit einer gemeinsamen Aussendung Stellung: Von der Kombination Tschirganttunnel und Fernpassscheiteltunnel erwarte man sich eine wesentliche Verbesserung der Anbindung des Bezirkes Reutte an den Zentralraum. Und der massiven Belastung der Anrainer könne man ebenfalls nicht länger tatenlos zusehen. Damit gemeint ist neben Tarrenz die Gemeinde Obsteig, die jahrzehntelang gegen den Lkw-Verkehr kämpft. Allerdings könnte sich hier die neue Situation als Boomerang erweisen: Der Rückbau der Ortsdurchfahrt ist nämlich Teil der „Fernpassstrategie“ des Landes Tirol. Sollte der Tschirganttunnel realisiert werden, würde der Rückbau seinen Sinn verlieren. Die Obsteiger könnten also die Verlierer sein, wenn sich die Planungsphase des Tunnels in unendliche Länge zieht.

Hubert Daum, Kronen Zeitung

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