Martin Polaschek

Uni Graz: Das sind die Pläne des neuen Rektors

Steiermark
10.02.2019 06:00

Martin Polaschek (53) wurde am Freitag zum neuen Chef der Grazer Karl-Franzens-Universität gewählt. Nur einen Tag später sprach er mit der „Krone“ über eine unruhige Nacht, Studiengebühren und zukünftige Vorhaben der größten Hochschule der Steiermark.

„Krone“: Wer war der Erste, den Sie nach Ihrer Kür angerufen haben?
Martin Polaschek: Weil ich keine Zeit hatte zu telefonieren, habe ich meiner Lebensgefährtin und meiner Mutter, sie natürlich unglaublich stolz ist, eine WhatsApp-Nachricht geschickt. Währenddessen habe ich mir 15 Minuten Zeit genommen, um einmal durchzuschnaufen.

Mussten Sie die Entscheidung erst einmal sickern lassen?
Ja, weil ich am Vortag bis in die Abendstunden beim Hearing vor dem Uni-Rat war und dann bis 14.15 Uhr am darauffolgenden Tag nicht wusste, wie das Gremium entscheiden würde. Das war natürlich anstrengend , ich hatte eine unruhige Nacht hinter mir. Es hätte ja sein können, dass sich der Uni-Rat noch einen anderen Kandidaten anschaut. Und so beginnt man in dieser Zeit sich selbst zu hinterfragen und darüber nachzudenken, ob man überhaupt alles richtig gemacht hat.

War Ihre Erleichterung groß, als der entscheidende Anruf vom Uni-Rat kam?
Ja, sehr groß, denn schon 14 Minuten nach Sitzungsbeginn war ich gewählt. Das hat mich dann doch sehr überrascht. Jetzt freue ich mich nur, dass ich diese schöne Aufgabe übernehmen darf.

Wie viele Gratulationen haben Sie erhalten?
Insgesamt 250 Gratulationsschreiben, von denen ich aber leider noch keines beantworten konnte. Ich werde mich aber natürlich bei jedem Einzelnen bedanken. Soviel Zuspruch freut mich natürlich!

Wie groß war der Druck auf Sie in den letzten Tagen?
Sehr groß. Denn es konnte niemand damit rechnen, dass ein Kandidat kurz vor dem Hearing abspringen würde und dem Uni-Rat nur ein Kandidat als geeignete Person für das Rektorsamt vorgeschlagen wird. So eine Situation hatten wir auf der Universität noch nie.

Was sind Ihre wichtigsten Pläne?
Wir müssen die profilbildenden Bereiche vorantreiben, auch wenn schon viel Vorarbeit geleistet wurde. Ich möchte in den nächsten Jahren 40 neue Professuren besetzen. Das heißt, es kommen neue, gute Leute mit guten Ideen ins Haus. Wir wollen in der Forschung viel voranbringen, und ich möchte viele neue Projekte starten. Wir planen gemeinsam mit der TU Graz in der ehemaligen Vorklinik ein Center of Physics, in dem physikalische Forschung auf Spitzenniveau betrieben wird. Damit wären wir auf einem europäischen Niveau, mit dem man mit anderen Physikinstitutionen mithalten kann.

Was steht noch in Ihrem 40-seitigen Bewerbungsschreiben?
Ein wichtiges Thema ist die Digitalisierung. Wir haben da den Vorteil, aus einem großen Reservoir an Experten schöpfen zu können. Im Studienbereich wird die große Frage sein, ob wir auch attraktiv genug für die Studierenden sind - Stichwort Studienplatzfinanzierung. Wir müssen den Studierenden gute Rahmenbedingungen bieten, damit sie auch aktiv studieren und entsprechende Prüfungen ablegen.

Sind Studiengebühren ein Thema?
Nein, das ist nicht mein Thema. Das ist eine strategisch-politische Entscheidung auf Bundesebene.

Die Universität Graz steht vor großen Herausforderungen. Wie wollen Sie etwa im Vergleich mit großen internationalen Unis punkten?
Wir müssen uns mehr austauschen und schauen, was wir von anderen Universitäten lernen können. Wir sind etwa sehr gut mit amerikanischen und deutschen Hochschulen vernetzt. Es ist beispielsweise eine schöne Idee, dass sich europäische Universitäten zusammentun um gemeinsam Projekte zu entwickeln. Machen wir doch einmal im Jahr einen „Tag der Universität“ und laden dazu großartige Forscherinnen und Forscher sowie Rektoren unserer Partnerunis ein und tauschen uns mit ihnen aus!

Wann werden Sie Ihr neues Team präsentieren?
Ich habe schon konkrete Vorstellungen, werde mein Team aber erst im Mai dem Uni-Rat und dann der Öffentlichkeit präsentieren.

Was wünscht sich der neue Rektor von der Politik?
Ich würde mir wünschen, dass man uns nicht stets mit neuen gesetzlichen Änderungen konfrontiert, sondern uns einfach in Ruhe unsere Arbeit machen lässt. Ich möchte, dass wir uns auf Forschung und Lehre konzentrieren können.

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