Große Vorsicht geboten

Richtiges Verhalten bei extremen Schneemengen

Steiermark
12.01.2019 08:25

Skitourengehen gewinnt zusehends an Popularität, aber die Gefahren werden oft unterschätzt. Jährlich passieren bundesweit etwa 600 Unfälle abseits der gesicherten Pisten, durchschnittlich 20 Menschen kommen pro Saison bei Lawinenunglücken ums Leben. Bei Warnstufe 5 sind Skitouren ohnehin tabu, aber auch bei besseren Bedingungen gilt: Eine absolute Sicherheit ist im hochalpinen Raum einfach nie gegeben.

Der erste sonnige Tag nach einer längeren Niederschlagsperiode wird von den Einsatzkräften sehr gefürchtet. Denn aus Erfahrung weiß man: Jetzt passieren die meisten Unfälle.

Lawinenwarnstufen beachten
Doch obwohl die Verlockung für viele Wintersportler nun groß ist, darf man die wichtigste Grundregel nicht vergessen: Bei Lawinenwarnstufe 5 ist ein Ausflug ins freie Gelände streng verboten! „Wer trotzdem zu einer Tour aufbricht, bringt sich und andere in Lebensgefahr“, warnt Lawinenexperte Paul Sodamin.

„Piepserl“ gehört in jeden Rucksack
Mangelndes Wissen und Selbstüberschätzung sind die häufigsten Unfallursachen im freien Gelände. „Oder fehlende Ausrüstung“, ergänzt Sodamin. Plant man eine Skitour, ist das Lawinenverschütteten-Suchgerät Pflicht. „Es gehört zur Standardausrüstung. Mit ihm kann man Signale senden, aber auch empfangen“, erklärt der Triebener. Sonde, Schaufel und Handy komplettieren das Equipment.

Trotz genauer Planung flexibel bleiben
Mindestens so wichtig wie die Ausrüstung ist die Planung: Ohne vorher den Wetter- und Lawinenlagebericht studiert zu haben, gibt’s kein Rausgehen.

Flexibilität ist zudem gefragt: „Sollte das Wetter während einer Tour umschlagen oder etwa Nebel aufziehen, heißt es Abbruch.

Auf sein Bauchgefühl zu hören, ist am Berg besonders wichtig. Sollte man ein ungutes Gefühl bekommen, dreht man am besten um, auch wenn einen der Tourenpartner zu einem Weitermachen überreden will“, sagt Sodamin.

Einer nach dem anderen
Es gibt gewisse Grundregeln für ein sicheres Verhalten im freien Gelände. Dazu gehört auch Sicherheitsabstände zwischen sich und seinen Kameraden zu lassen. „Das gilt sowohl für den Aufstieg, als auch für die Abfahrt“, betont Sodamin.

Hat der Hang mehr als 35 Grad Neigung, heißt es überhaupt einzeln abfahren!

Leute werden rücksichtsloser
Seit 40 Jahren ist Paul Sodamin in den Bergen unterwegs. Ihn macht vor allem eines traurig: „Die Lawinen sind die gleichen geblieben, aber die Leute werden immer rücksichts- und gedankenloser. Es geht mehr ums Gegen- als ums Miteinander, teilweise wird nicht einmal mehr gegrüßt“ schüttelt der 60-Jährige den Kopf. Dabei ist gerade bei einem Lawinenunglück die Kameradenhilfe die wichtigste. Denn die ersten zehn bis 15 Minuten entscheiden über Leben und Tod!

Qualvoller Erstickungstod
Wenn so viel Schnee liegt wie jetzt, lauert beim Tourengehen neben den Lawinen noch eine weitere große Gefahr: „Kommt man bei einem Meter Pulverschnee zu Sturz, ist es äußerst schwierig, wieder auf die Beine zu kommen; auch in dieser Situation droht jetzt der Erstickungstod“, warnt Paul Sodamin.

Große Wissenslücken
Bei einer Umfrage des Kuratoriums für alpine Sicherheit haben 50 Prozent der befragten Tourengeher angegeben, keine Ahnung davon zu haben, wie man ein „Piepserl“ bedient, nur jeder vierte kennt das alpine Notsignal. „Eine gute Ausbildung zu haben, ist das Um und Auf “, betonen Experten unisono. „Bevor man Tauchen geht, besucht man ja auch einen Kurs. Das gleiche sollte fürs Tourengehen gelten“, so die einhellige Meinung.

Der nächste Kurs von Paul Sodamin startet am 19. Jänner (alle Termine unter www.paul-sodamin.at), aber auch Alpenverein oder etwa Naturfreunde gegen ihr Wissen in Vorträgen an Interessierte weiter.

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