Oper Graz:

Das Märchen als düsterer Alptraum

Steiermark
31.10.2018 20:00

Mit einem düsteren Märchen startet Beate Vollack, neue Ballettchefin der Oper, in ihre Ära in Graz. Sie hat Choreograf Andreas Heise eingeladen, Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ für die Studiobühne zu bearbeiten. Benjamin Rimmer hat dafür fauchende Klangwelten geschaffen. Das Resultat ist ein schaurig-schöner Tanzabend!

Ein Klassiker der Schwarzen Romantik ist die Erzählung „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann. Im Zentrum steht Nathanael, der die Schauergeschichten, die er als Kind gehört hat, auch als junger Mann nicht abschütteln kann: Immer wieder tauchen sein toter Vater und der mysteriöse Sandmann in seinen Träumen auf, bestimmen zunehmend seinen Alltag und führen ihn letztlich zu einem tragischen Ende.

Musikalisches Auftragswerk
In und um Nathanael breitet sich der Nebel des Wahnsinns aus. Benjamin Rimmer fängt diesen schleichenden Prozess in seiner Komposition - ein Auftragswerk für die Grazer Oper - ein. Seine fauchenden Streicher sind das klangliche Pendant zu einer Nebelmaschine.

Wahn und Beziehung
In dieser verzerrten inneren Klangkulisse fokussiert Andreas Heise auf die Auswirkungen von Nathanaels Wahn auf seine Beziehung zu seiner Jugendliebe Clara. Auf tragische Weise sind die beiden emotional miteinander verkettet. Clara - von Lucie Horná mit kühler Präsenz und sturer Körperlichkeit dargestellt - hofft Nathanael aus seinem tristen Keller (Bühne und Kostüme: Sascha Thomsen) befreien zu können. Nathanael wiederum - Enrique Sáez Martínez verleiht ihm umnachtete Manie und körperliche Zerrissenheit - zieht Clara immer tiefer in den Keller.

Puppenhafte Doubles
Die Verkettungen aus feurigem Wahn und kühler Realität stehen im Zentrum von Heises kraftvollen, ja oft sogar brutalen Choreografien. Paulio Sovari als Sandmann und Arthur Haas als Vater sind düstere Präsenzen, die das Geschehen lenken. Grandiose Momente gelingen Heise nicht zuletzt in den Ensembleszenen - etwa wenn er Hofmanns frühe Version eines Roboters durch eine unheimliche Armee von puppenhaften Clara-Doubles ersetzt.

Das Resultat ist ein dichter und düsterer Abend über die zerstörerische Kraft der Liebe. Und ein Abend an dem das neu zusammengewürfelte Ballettensemble bereits mit wahnsinnig gutem Zusammenspiel glänzt.

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