steirischer herbst:

Harmlose Revolten

Steiermark
21.09.2018 16:30

Nach der akustisch schwer verständlichen Parade des Bread and Puppet Theaters rief auch Roman Osminkin mit seinem „Putsch“ auf der Schloßbergstiege - genauso harmlos, aber diesmal sehr wortdeutlich - zur Revolte auf. Noch viel zahnloser gab sich im Anschluss das slowenische Kollektiv Laibach mit „Sound of Music“.

Revolten scheinen in unseren Tagen etwas Gemütliches, Nettes an sich zu haben - wenn man den Eröffnungsproduktionen des diesjährigen steirischen herbst glauben darf. Freilich geht es dem russischen Performance-Künstler Roman Osminkin in seinem Stück für zwei Lautsprecher (frei nach einem Text von Dmitrij Alexandrowitsch Prigov) nicht wirklich darum, einen Putsch anzuzetteln. Vielmehr will er politische Ideologien ad Absurdum führen, die hohlen Phrasen der Machthaber entlarven und uns nicht zuletzt unsere schweigsame Duldsamkeit vor Augen führen.

Hohle politische Phrasen
Er lässt zwei Lautsprecher (mit den Stimmen von Didi Bruckmayr und Susanne Gschwendtner) gegeneinander antreten, mischt einen anonymen Protest-Chor unters Volk und bringt von Performern getragene Buchstaben in immer wieder neue Anordnungen. Dazu zerlegt er mit dem scharfen Skalpell oft gehörte politische Schlagwörter in ihre Einzelteile und bringt am Ende noch Stanislaw Katz, den Star der politoperettischen Szene (Andri Schenardi) auf die Treppen-Bühne, der die kapitalistische Arie „Es ist Zeit“ zum Besten gibt.

Eine sich mehr und mehr verdichtende Performance, die zum Highlight des Abends wurde. Und damit auch das angekündigte - den Auftritt der Gruppe Laibach auf den Kasematten - in den Schatten stellte. Mit ihrer Version von „Sound of Music“, eigentlich entstanden für Auftritte in Nordkorea und vielleicht deshalb so zahm, lieferte die Band eine nur an der Oberfläche greifende musikalische wie inhaltliche Dekonstruktion des Materials. Dabei hatten die vorangestellten Texte große Erwartungen geweckt.

Mittlerweile hat sich Laibach aber wohl schon in so vielen Genres versucht, sich so viele Stile angeeignet, dass die Auftritte nicht mehr ganz so martialisch sind, die Diskrepanz zwischen dem Kinderchor, den Sängern und dem markanten Frontman Milan Fras nicht mehr ganz so verstörend wirkt. Vieles, was die Band an diesem Abend zum Besten gab, wirkt zu selbstreferenziell, vieles ist einfach nur redundant. Und so machte sich bald gepflegte Langeweile breit, wo einst ideologische und musikalische Welten aufeinanderprallten.

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