„The Fountainhead“

Trumps Lieblingsbuch auf der Grazer Theaterbühne

Steiermark
15.09.2018 13:30

Der Roman „The Fountainhead“ („Die Spitze der Fontäne“) von Ayn Rand gilt als Paradewerk des ungezügelten Egoismus. Das Schauspielhaus Graz bringt den umstrittenen Klassiker zum Saisonstart auf die Bühne. Regisseur Daniel Foerster legt in seiner Inszenierung das philosophische Rückgrat einer neuen Machtelite frei.

Zwei Architekten stehen im Zentrum von Ayn Rands Klassiker: Der eine, Howard Roark, geht seinen Visionen ohne Kompromisse nach. Lieber arbeitet er im Steinbruch, als seine Pläne zu ändern. Das unterscheidet ihn von seinem Kollegen Peter Keating, dem nichts zu blöd ist, um Aufträge zu ergattern: Sogar seine Frau Dominique, die sich eigentlich zu Roark hingezogen fühlt, überschreibt er dafür einem anderen Mann, als wäre sie ein Aktienpaket.

„Schöpfer“ verwirklicht Visionen
Doch Liebe zählt ohnehin wenig in der Welt, die Ayn Rand in „The Fountainhead“ beschrieben hat. Vielmehr sah sie den Roman als Grundsteinlegung für eine Philosophie des kompromisslosen Egoismus. Visionen verwirklichen kann für Rand nur einer wie Roark, der sich als „Schöpfer“ versteht (im Gegensatz zu den „Parasiten)“ und sich nicht um Konventionen schert.

Ein Lieblingsbuch von Donald Trump
Kein Wunder also, dass Donald Trump diesen Roman zu seinen Lieblingsbüchern zählt. Und genau an diesem Punkt hakt auch Regisseur Daniel Foerster ein. Ihn interessiert weniger die Geschichte als die Ideen dahinter. Der „neue Mensch“, den Rand erträumte, ist zur goldenen Statue (Bühne und Kostüme: Lydia Huller und Robert Sievert) erstarrt, rund um deren Füße sich das Figurenkarussell dreht.

Ohne dem Stoff krampfhaft Bezüge zur Gegenwart aufzuzwingen, legt Foerster das philosophische Rückgrat einer neuen Elite frei, der es um Macht der puren Macht willen geht: „Ich habe meine Würde aufgegeben, um in eine Position zu kommen, in der ich andere dabei beobachten kann, wie sie um ihre Würde ringen“, bringt es eine Figur auf den Punkt.

Kaum Emotionen
So reich dieser Abend an solch pointierten Einzeilern ist, so arm ist er an Emotionen. Das macht es für die Darsteller nicht leicht, aus ihren Figuren mehr als ein Ideen-Gerippe zu machen: Fredrik Jan Hofmanns Roark etwa ist so abgeklärt, dass er kaum Charme versprüht. Evamaria Salchers Dominique ist mehr Statue denn lebendige Figur. Einfacher hat es Florian Köhler, dessen Keating so überzeichnet ist, dass er zumindest die Lacher auf seiner Seite weiß. Solide: Franz Solar, Henriette Blumenau, Nico Link und Oliver Chomik.

Das Resultat ist ein sperriger Theaterabend, der kaum emotionale Zugänge ermöglicht, dafür aber auf der moralisch-philosophischen Ebene spannende Tore aufstößt.

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