"Schwein"-Sager

Hat ein ÖVP-nahes Studio das Tonband manipuliert?

Tirol
18.10.2009 13:34
Die Staatsanwaltschaft hat die bereits eingestellten Ermittlungen um den manipulierten Mitschnitt von van Staas angeblichem "Schwein"-Sager wieder aufgenommen. Aufgrund dieses Tonfiles wurde Tirols Paradekritiker Markus Wilhelm wegen übler Nachrede gegen Ex-Landeshauptmann Van Staa in erster Instanz verurteilt. Wilhelm vermutet aber eine Manipulation des Originalbands durch ein ÖVP-nahes Schwazer Tonstudio.

Die Vorgeschichte: Markus Wilhelm hatte auf seiner Website einen Tonmitschnitt zur Verfügung gestellt, auf dem Van Staa den ehemaligen deutschen Außenminister, Joschka Fischer, als "Schwein" beschimpft. Journalisten griffen diese Aussage auf und veröffentlichten sie in Zeitungen. Van Staa behauptete, Fischer nie so bezeichnet zu haben und verklagte Wilhelm daraufhin wegen übler Nachrede.

Beim damaligen Prozess hörten alle Anwesenden folgende Worte aus dem Mund van Staas auf einem Tonbandmitschnitt: "Und, was hat er damals gesagt, der Joschka Fischer? 'Schwei(ge)n!'"

Doch dieses Ton-File wurde offenbar manipuliert. Noch während des Prozesses am Innsbrucker Landesgericht, später belegt durch Experten, hatte sich herausgestellt: Genau das Wörtchen "das" vor dem Wort "Schwei(ge)n", das in Wilhelms Ur-Version seines Mitschnittes enthalten ist, und welches der "Schweigen"-Version Van Staas jeglichen Sinn raubt, wurde herausgelöscht. Eine versuchte Täuschung, die jedermann erkennt. In der nicht nur der Artikel "das" entfernt wurde, sondern auch der im Original unüberhörbare Grundgeräusch-Pegel, verursacht durch die Zuhörer im Saal.

Alles nur ein Software-Fehler?
Genau dieses manipulierte File hatte immerhin das Büro für interne Angelegenheiten (BIA) dem Landesgericht und der Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelt.

Auf einen "Kopier- und Softwarefehler auf unserem Computerprogramm" führte man seitens der BIA dieses ominöse File zurück. Worauf die Ermittlungen zum Zeitpunkt des Prozesses gegen Unbekannt zum Nachteil von Markus Wilhelm von der Staatsanwaltschaft Feldkirch umgehend eingestellt wurden.

Markus Wilhelm und sein Anwalt, Thaddäus Schäfer, erreichten nun, dass diese Ermittlungen fortgesetzt werden. "Mir teilte der Chef der BIA mit, dass ein Schwazer Tonstudio exakt dieses File an die BIA zur Verfügung gestellt hat." Die BIA behauptete jedoch, man habe es als "Original vom Internet" zum Akt genommen. Und das habe der Richter im Prozess gegen Wilhelm vorgespielt. Mittlerweile ist die BIA von dieser Aussage abgerückt und erklärte: "Der Fehler liegt zu 99 Prozent im Bereich der BIA."

Der BIA-Chef war zu einer Stellungnahme nicht erreichbar. Der Leiter des Schwazer Tonstudios sagte dazu: "Die (BIA) haben Files von mir kopiert. Welches weitergegeben wurde, weiß ich nicht mehr." Vor Wilhelms Berufungsprozess birgt diese Entwicklung einige Brisanz.

von Hans Licha (Tiroler Krone) und krone.at

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