"Bedingte Freude"

Alfred Kolleritsch erhält Grazer Literaturpreis

Steiermark
07.10.2009 14:17
Alfred Kolleritsch (im Bild) - Lyriker, Romancier, Herausgeber der "manuskripte" und langjähriger Präsident des "forum stadtpark" - erhält am Donnerstag den höchstdotierten Literaturpreis der Stadt Graz. Mit dem Franz-Nabl-Preis wolle man das literarische Werk und das Engagement des "Gründervaters der Literaturstadt Graz" ehren, hieß es am Mittwoch. Die Auszeichnung, die seit 1975 alle zwei Jahre vergeben wird, ist mit 14.500 Euro dotiert.

"Dass Kolleritsch nicht nur ein bedeutendes literarisches Werk hervorgebracht hat, sondern fünf Jahrzehnte lang als Herausgeber der 'manuskripte' der Gründervater der Literaturstadt Graz war und ist, ergibt in Summe eine Lebensleistung, die mit dem Franz-Nabl-Preis, dem wichtigsten Literaturpreis der Stadt, eine angemessene, längst fällige Würdigung erfährt", begründet die Jury die Vergabe an den 78-jährigen Autor.

Geehrt werde ein "Kulturorganisator im umfassenden Sinn, der für die Kulturgeschichte ganz Österreichs von ganz besonderer Bedeutung ist und ein Lebenswerk, das seinesgleichen sucht, hervorgebracht hat", so Kulturstadtrat Wolfgang Riedler (SPÖ) am Mittwoch im Vorfeld der Verleihung.

Mitbegründer des "forum stadtpark"
Neben seinem beachtlichen literarischen Oeuvre - dazu zählen Romane wie "Die Pfirsichtöter" (1972) oder "Allemann" (1989) ebenso wie zahlreiche Lyrikbände, Essays oder das Drama "Die geretteten Köche" - hat sich der promovierte Philosoph Alfred Kolleritsch (geb. 1931) intensiv für ein literarisches Leben in Graz engagiert. Als einer der Mitbegründer des "forum stadtpark", dem der Schriftsteller von 1968 bis 1995 auch als Präsident vorstand, gründete er 1960 die Literaturzeitschrift "manuskripte" und eröffnete damit vor allem innovativen und experimentellen Autoren eine Publikationsmöglichkeit. Damit verhalf er Autoren wie Wolfgang Bauer, Peter Handke oder Barbara Frischmuth zum Durchbruch.

Franz Nabl in den 70ern zu öffentlichem Interesse verholfen
In den frühen 1970er Jahren haben Kolleritsch, Bauer, Handke und Gerhard Roth den Namensgeber des jetzt an Kolleritsch verliehenen Preises, Franz Nabl (1883-1974), für sich entdeckt und so dem Autor zu wiedererwachtem öffentlichem Interesse verholfen. Der Autor, der sich von den Nationalsozialisten vereinnahmen und instrumentalisieren ließ, war für die "Grazer Gruppe" vor allem aufgrund seiner Absage an die Idylle in der traditionellen Heimatliteratur und seiner strengen Erzählform interessant. "Ein, zwei Jahre waren wir fast jede Woche bei ihm", so Kolleritsch, der dann auch an dessen Sterbebett saß, am Mittwoch. Nabl sei " ein typisches Beispiel eines unpolitischen Schriftstellers, der politisch geehrt und vereinnahmt wurde. Im Großen und Ganzen ist er längst entlastet", so Kolleritsch.

"Muss jetzt auch öffentlich auftreten..."
Den Preis nehme er "gerne" an, auch wenn er sich darüber "nur bedingt freue, weil ich jetzt auch öffentlich auftreten muss", so der Autor, der vor rund einem Jahr wochenlang in ein Koma fiel, jetzt aber wieder täglich seiner Arbeit im "manuskripte"-Büro in der Grazer Sackstraße nachgeht.

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