Anders als die anderen: Statt eine Karriere in der Stadt zu verfolgen, packte der Grazer Uwe Bauer-Schartner seinen Arztkoffer und ging in einen der entlegensten Orte der Steiermark – Eisenerz.
Landarzt in Eisenerz. Jenem Bergwerkort im Norden der Steiermark, der von Überalterung und Abwanderung geprägt ist und der bei aktueller Witterung nur mit gutem Auto und starken Nerven zu erreichen ist. Eine Jobbeschreibung, auf die wohl nur die allerwenigsten Ärzte reagieren würden.
„Für mich ist es der perfekte Arbeitsplatz“, sagt Uwe Bauer-Schartner. Und widerspricht damit allem, was derzeit in der Branche „Trend“ ist. „Ich kann hier meinen Beruf in seiner ganzen Fülle ausleben. Das Leistungsspektrum ist sehr breit, einfach weil man hier für alles zuständig sein muss. Außerdem habe ich eine Familie mit zwei kleinen Kindern, denen gefällt es hier und es geht ihnen am Land weit besser als in der Großstadt“, betont der 39-Jährige.
Von der lebendigen Landeshauptstadt Graz nach Eisenerz, den Ort mit den durchschnittlich ältesten Bewohnern Österreichs, zu gehen, bedeutete für Uwe Bauer-Schartner keinen schmerzhaften Einschnitt. Nach ein paar wenig befriedigenden Lehrjahren in großen Kliniken tat auch die Entscheidung, Haus- statt Spitalsarzt zu werden, nicht weh. Im Gegenteil: „Der Beruf des Landarztes ist für mich einer der schönsten überhaupt. Man ist sehr nah am Patienten dran, kann stets im persönlichen Kontakt bleiben. Und genau darum geht es doch bei dieser Berufswahl!“
Damit mehr Jungärzte so denken würden wie er, bräuchte es nach Meinung von Bauer-Schartner vor allem zweierlei: eine Imagepolitur des Berufsstandes sowie eine faire Entlohnung. „Ich habe beispielsweise mehrere ältere Patienten mit einem Dauerkatheter, die regelmäßig gewechselt werden müssen, diese Arbeit dauert in etwa 15 Minuten. Ein solcher Hausbesuch wird aktuell im niedrig-einstelligen Euro-Bereich honoriert“, erzählt der Mediziner.
Die einzige Alternative kommt nicht nur dem Steuerzahler weit teurer, sondern ist auch nicht besonders menschlich. Bauer-Schartner: „Ich könnte die betroffenen Patienten auch mit der Rettung ins nächste Spital nach Leoben bringen lassen. Dort müssten sie allerdings ziemlich sicher lange Wartezeiten und vieles mehr in Kauf nehmen.“
Der engagierte Arzt hat in Eisenerz innerhalb kürzester Zeit nicht nur seine Praxis zum Blühen gebracht, gemeinsam mit einem Berufskollegen hat der 39-Jährige auch das örtliche Gesundheitszentrum als LKH-„Ersatz“ auf solide Beine gestellt: „Das Pilotprojekt läuft gut. Zusammen mit drei Schwestern können wir sehr viele größere Untersuchungen vornehmen, womit die Patienten gut versorgt und die Leitspitäler entlastet werden können.“
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