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Hämorrhoiden und Hämorrhoidalleiden

28.10.2025

Etwa 70 Prozent aller Erwachsenen leiden im Laufe Ihres Lebens an Hämorrhoiden. Da die Erkrankung häufig immer noch mit Scham behaftet ist, gehen viele Betroffene nicht zum Arzt. Als Hausarzt bin ich gerne die erste Anlaufstelle für Diagnostik und Therapie. 

Hämorrhoiden sind eigentlich keine Erkrankung, sondern ein auch beim Gesunden vorhandenes Gefäßpolster aus Arterien und Venen, das in der ärztlichen Fachsprache als „Plexus hämorrhoidales superior“ oder auch als „Corpus cavernosum recti“ bezeichnet wird. Das Gefäßpolster funktioniert als Schwellkörper und dient gemeinsam mit dem inneren und äußeren Schließmuskel zur Abdichtung des Analkanals, wenn kein Stuhlgang erfolgt.

Wichtig zu wissen ist, dass die Hämorrhoiden einige Zentimeter innerhalb des Analkanals liegen und normalerweise nicht sichtbar sind. Beim Hämorrhoidalleiden ist das Gefäßpolster vergrößert und wölbt sich je nach Stadium in den Analkanal bzw. sogar sichtbar vor den Anus und es kommt zu Beschwerden. Die Vorwölbung des Gefäßpolsters wird lateinisch auch als Prolaps bezeichnet. Da das Hämorrhoidalleiden sowohl umgangssprachlich als auch unter Ärzt:innen als „Hämorrhoiden“ bezeichnet wird, verwende ich diesen Ausdruck im Folgenden der Einfachheit halber ebenfalls.

Ursachen
Was sind die Ursachen von Hämorrhoiden?

Wodurch es bei manchen Menschen zu Hämorrhoiden kommt, ist nicht abschließend geklärt, als Ursachen werden Probleme bei der Stuhlregulierung, starkes Pressen beim Stuhlgang, ein erhöhter Tonus des Schließmuskels mit Druckerhöhungen sowie eine Schwäche des Bindegewebes diskutiert.

Ursachen
Welche Risikofaktoren für die Entstehung von Hämorrhoiden gibt es?

Folgende Risikofaktoren können das Entstehen von Hämorrhoiden begünstigen:

  • Übergewicht/Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Sitzende Tätigkeit
  • Ungesunde Ernährung
  • Chronische Verstopfung
  • Schwangerschaft
  • Höheres Alter
  • Medikamente zur Blutverdünnung
Symptome
Welche Beschwerden können bei Hämorrhoiden auftreten?

In etwa 40 Prozent der Fälle verursachen Hämorrhoiden keinerlei Beschwerden. Ob und welche Symptome auftreten, sind nicht von der Größe der Hämorrhoiden abhängig.

Zu folgenden Beschwerden kann es bei Hämorrhoiden kommen:

  • Blutung
    • schmerzlos meist hellrot
    • länger anhaltend, wiederkehrend oder nur einmalig auftretend
    • häufig während oder nach dem Stuhlgang
  • Schleimproduktion, Nässen
  • Juckreiz, Brennen
  • Schmerzen bei gleichzeitig auftretenden Analfissuren oder Fisteln
  • Gefühl von nicht vollständiger Stuhlentleerung
  • In fortgeschrittenem Stadium: Fremdkörpergefühl
Diagnose
Wie werden Hämorrhoiden diagnostiziert?

Neben der Anamnese, also dem Gespräch mit dem/der Patient:in zum Erfassen von Art und Dauer der Beschwerden, sind die digital-rektale Austastung (Tastbefund mit dem Finger) und die proktoskopische Untersuchung des Analkanals Grundlagen der Diagnosestellung.

Bei der Proktoskopie wird ein starres Rohr (Proktoskop) mit einer Lichtquelle und einer Kamera am Ende in den Analkanal und den unteren Teil des angrenzenden Rektums eingeführt, um diese Bereiche beim schrittweisen Zurückziehen des Proktoskops visuell zu beurteilen.

Bei unklarem Befund und um eine andere Ursache der Blutung auszuschließen, kann der Arzt/ die Ärztin unter Umständen eine Rektoskopie oder eine ergänzende Koloskopie durchführen, beziehungsweise veranlassen.

Diagnose
Welche Schweregrade gibt es bei Hämorrhoiden?

Die häufigste Einteilung der Hämorrhoiden erfolgt anhand der Ausprägung des Prolaps (Vorfalls) des erweiterten Gefäßpolsters in den Analkanal bzw. darüber hinaus:

  • Grad 1: Innere Hämorrhoiden – die Knoten sind nur bei der Proktoskopie sichtbar, es handelt sich lediglich um eine Vorwölbung und es liegt kein Prolaps vor.
  • Grad 2: Beim Pressen tritt ein Prolaps auf, der sich von selbst wieder zurückschiebt.
  • Grad 3: Sichtbare Hämorrhoiden, die beim Pressen, z.B. beim Stuhlgang oder beim Sport vorfallen. Der Prolaps schiebt sich nicht spontan (von selbst) zurück, er ist nur manuell (mit dem Finger) zurückschiebbar.
  • Grad 4: Vor dem Analkanal, also außen liegende Hämorrhoiden, die nicht zurückschiebbar sind. Man spricht auch von einem Analprolaps.
Behandlung
Wie werden Hämorrhoiden behandelt?

Eine Behandlung der Hämorrhoiden ist nur notwendig, wenn Beschwerden auftreten. Wie sie erfolgt, hängt hauptsächlich vom Stadium, also vom Schweregrad ab.

Keine Symptome: keine spezifische Therapie

Leichte Symtome:

  • Anpassung des Lebensstils und der Lebensgewohnheiten
    • Ballaststoffreiche Ernährung
    • Ausreichend Flüssigkeitszufuhr
    • Gewichtsreduktion
    • Regelmäßige Bewegung
    • Stuhlregulierung, z.B. mit Macrogol oder Flohsamen
    • Gute Hygiene in der Analregion

 

  • Medikamentöse Behandlung
    • Salben, Cremen oder Zäpfchen mit Lokalanästhetika - machen die Haut beim Auftragen weniger sensibel und reduzieren den Juckreiz und das Brennen).
    • Salben, Cremen oder Zäpfchen mit Kortison - wirken gegen die Entzündung, sollten aber nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden und auch nicht auf infizierten Stellen.
    • Salben, Cremen oder Zäpfchen, die beide Wirkstoffarten enthalten.
    • Phlebotonika: Tabletten mit pflanzlichen Wirkstoffen (z.B. Flavonoide), die sich positiv auf die Gefäßwände auswirken sollen – haben in einigen Studien Wirksamkeit gegen Juckreiz und Blutungsneigung, in geringerem Ausmaß auch gehen den Schmerz gezeigt.

Ambulante Methoden bei Grad 1 oder 2

  • Sklerosierung: Injektion einer Sklerosierungslösung in die Hämorrhoidalknoten
  • Gummibandligatur: Abschnüren der Hämorrhoiden mittels Gummibändern. Mehrere Sitzungen notwendig

Methoden bei Grad 2-4

  • Laserbehandlung: Eine Lasersonde wird in das Gefäßpolster eingebracht und gibt starke Hitze ab, wodurch die Gefäße verödet werden.
  • Radiofrequenzablation: Bei Hämorrhoiden Grad II - ambulant durchführbar

Operative Methoden

Operative Methoden kommen zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen bei Hämorrhoidalleiden Grad I und II versagt haben sowie bei Hämorrhoiden Grad 3 und 4

Verlauf und Komplikationen
Welche Komplikationen können im Rahmen von Hämorrhoiden auftreten?

Symptomatische Hämorrhoiden, also Hämorrhoiden, die Beschwerden machen, sind meist selbstlimitierend, haben aber eine hohe Neigung, erneut aufzutreten.

Folgende Komplikationen können auftreten:

  • Eingeklemmte (inkarzerierte) Hämorrhoiden: Beginnt abrupt mit starken Schmerzen. Hier ist eine Notoperation erforderlich
  • Perianale Thrombose: In den äußeren Hämorrhoiden bildet sich ein Blutgerinnsel („Thrombus“) der das Gefäßpolster verstopft.
  • Rektalprolaps: Dabei kommt es zu einem Vorfall von Anteilen des Rektums durch den Anus nach außen. Dies ist schmerzhaft und kann von Schleimabgang und Blutungen begleitet sein.
Informationen zum Inhalt
Aktualität
28. Oktober 2025
Aktualisiert
28. Oktober 2025
Erstellungsdatum
28. Oktober 2025
Stand der medizinischen Information
Quellen
Riss S, Weiser FA, Schwameis K, Riss T, Mittlböck M, Steiner G, Stift A. The prevalence of hemorrhoids in adults. Int J Colorectal Dis. 2012 Feb;27(2):215-20.
Perera N, Liolitsa D, Iype S, Croxford A, Yassin M, Lang P, Ukaegbu O, van Issum C. Phlebotonics for haemorrhoids. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Aug
Rabady S (Hrsg.): EbM-Guidelines: Evidenzbasierte Medizin für Klinik & Praxis (Online-Version). Wien: Verlagshaus der Ärzte; Zugriff Okt. 2025
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