Etwa 70 Prozent aller Erwachsenen leiden im Laufe Ihres Lebens an Hämorrhoiden. Da die Erkrankung häufig immer noch mit Scham behaftet ist, gehen viele Betroffene nicht zum Arzt. Als Hausarzt bin ich gerne die erste Anlaufstelle für Diagnostik und Therapie.
Hämorrhoiden sind eigentlich keine Erkrankung, sondern ein auch beim Gesunden vorhandenes Gefäßpolster aus Arterien und Venen, das in der ärztlichen Fachsprache als „Plexus hämorrhoidales superior“ oder auch als „Corpus cavernosum recti“ bezeichnet wird. Das Gefäßpolster funktioniert als Schwellkörper und dient gemeinsam mit dem inneren und äußeren Schließmuskel zur Abdichtung des Analkanals, wenn kein Stuhlgang erfolgt.
Wichtig zu wissen ist, dass die Hämorrhoiden einige Zentimeter innerhalb des Analkanals liegen und normalerweise nicht sichtbar sind. Beim Hämorrhoidalleiden ist das Gefäßpolster vergrößert und wölbt sich je nach Stadium in den Analkanal bzw. sogar sichtbar vor den Anus und es kommt zu Beschwerden. Die Vorwölbung des Gefäßpolsters wird lateinisch auch als Prolaps bezeichnet. Da das Hämorrhoidalleiden sowohl umgangssprachlich als auch unter Ärzt:innen als „Hämorrhoiden“ bezeichnet wird, verwende ich diesen Ausdruck im Folgenden der Einfachheit halber ebenfalls.
Wodurch es bei manchen Menschen zu Hämorrhoiden kommt, ist nicht abschließend geklärt, als Ursachen werden Probleme bei der Stuhlregulierung, starkes Pressen beim Stuhlgang, ein erhöhter Tonus des Schließmuskels mit Druckerhöhungen sowie eine Schwäche des Bindegewebes diskutiert.
Folgende Risikofaktoren können das Entstehen von Hämorrhoiden begünstigen:
In etwa 40 Prozent der Fälle verursachen Hämorrhoiden keinerlei Beschwerden. Ob und welche Symptome auftreten, sind nicht von der Größe der Hämorrhoiden abhängig.
Zu folgenden Beschwerden kann es bei Hämorrhoiden kommen:
Neben der Anamnese, also dem Gespräch mit dem/der Patient:in zum Erfassen von Art und Dauer der Beschwerden, sind die digital-rektale Austastung (Tastbefund mit dem Finger) und die proktoskopische Untersuchung des Analkanals Grundlagen der Diagnosestellung.
Bei der Proktoskopie wird ein starres Rohr (Proktoskop) mit einer Lichtquelle und einer Kamera am Ende in den Analkanal und den unteren Teil des angrenzenden Rektums eingeführt, um diese Bereiche beim schrittweisen Zurückziehen des Proktoskops visuell zu beurteilen.
Bei unklarem Befund und um eine andere Ursache der Blutung auszuschließen, kann der Arzt/ die Ärztin unter Umständen eine Rektoskopie oder eine ergänzende Koloskopie durchführen, beziehungsweise veranlassen.
Die häufigste Einteilung der Hämorrhoiden erfolgt anhand der Ausprägung des Prolaps (Vorfalls) des erweiterten Gefäßpolsters in den Analkanal bzw. darüber hinaus:
Eine Behandlung der Hämorrhoiden ist nur notwendig, wenn Beschwerden auftreten. Wie sie erfolgt, hängt hauptsächlich vom Stadium, also vom Schweregrad ab.
Keine Symptome: keine spezifische Therapie
Leichte Symtome:
Ambulante Methoden bei Grad 1 oder 2
Methoden bei Grad 2-4
Operative Methoden
Operative Methoden kommen zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen bei Hämorrhoidalleiden Grad I und II versagt haben sowie bei Hämorrhoiden Grad 3 und 4
Symptomatische Hämorrhoiden, also Hämorrhoiden, die Beschwerden machen, sind meist selbstlimitierend, haben aber eine hohe Neigung, erneut aufzutreten.
Folgende Komplikationen können auftreten: