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Magen, Darm, Leber

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD, Sodbrennen)

09.10.2025

Etwa 20-25 Prozent der Menschen in den westlichen Industrieländern entwickeln einmal in ihrem Leben eine gastroösophageale Refluxkrankheit mit Sodbrennen. Die Erkrankung ist meist ungefährlich kann unbehandelt aber zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen. 

Ursachen
Was geschieht bei einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD)?

Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) wird die Schleimhaut der Speiseröhre (lat. Ösophagus) durch aufsteigende Magensäure gereizt, was zu Beschwerden, wie Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein oder Husten führt und/oder mit einem ernsthaften Gesundheitsrisiko einhergeht. In etwa 10 Prozent der Fälle von GERD kommt es zu einer Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre, was man als Refluxösophagitis bezeichnet.

Ursache des Rückflusses ist häufig ein unzureichend funktionierender Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre im Übergangsbereich zum Magen. Das Vorliegen einer sogenannten Hiatusherie (Zwerchfellbruch), bei der ein Teil des Magens von der Bauch- und die Brusthöhle verlagert ist, kann eine GERD begünstigen.

Auch ein Überwiegen von aggressiver Magensäure gegenüber dem schützenden Speichel kann hinter den Beschwerden einer GERD stecken.

Ursachen
Wodurch kann eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ausgelöst werden?

Eine Reihe von Faktoren kann den Rückfluss (Reflux) von Magensäure in die Speiseröhre fördern:

  • Alkohol
  • Nikotin
  • Übermäßige, fettreiche Mahlzeiten
  • Kaffee
  • Schokolade
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • Spätes Essen (vor dem Schlafengehen)
  • Übergewicht/Adipositas
  • Bestimmte Medikamente
  • beengende Kleidung im Bereich der Taille
  • Schwangerschaft
Symptome
Welche Beschwerden treten bei einer gastroösophagealen Refluxkrankheit auf?

Eine GERD kann sich in einer Reihe von Beschwerden bemerkbar machen.

Typische Symptome:

  • Sodbrennen (brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, die vom unteren Teil des Brustbeins hinauf bis in den Hals ausstrahlen können), typischerweise nach dem Essen oder in liegender Position
  • Unwillkürliches Aufstoßen von Mageninhalt ohne Übelkeit oder Erbrechen

Weitere mögliche Symptome:

  • Druckgefühl hinter dem Brustbein
  • Luftaufstoßen
  • Blähungen
  • Schluckstörungen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Husten, vor allem in der Nacht und am Morgen
  • Asthmaartige Beschwerden
  • Heiserkeit
  • Schlafstörunen
  • Mundgeruch
  • Halsschmerzen
  • Zahnschmelzdefekte
Diagnose
Wie wird eine gastroösophageale Refluxkrankheit diagnostiziert?

 

1. Auf Basis der Symptome

Bei Personen unter 55 Jahren und wenn keine Warnsymptome vorliegen (siehe unten), kann die Diagnose auch ohne endoskopische Untersuchung (Gastroskopie), allein aufgrund der typischen Beschwerden gestellt werden. Durch die probeweise Gabe eines Protonenpumpeninhibitors (Medikament zur Hemmung der Säureproduktion im Magen) kann die Diagnose bestätigt werden.

 

2. Probetherapie mit einem Protonenpumpenhemmer

Zur Bestätigung der Diagnose bei Vorliegen der typischen Symptome kann ein Medikament aus der Substanzgruppe der Protonenpumpenhemmer (PPI) probeweise verabreicht werden. Dies erfolgt in doppelter therapeutischer Dosis (morgen und abends statt nur einmal täglich). Wenn die Beschwerden um mindestens 75 Prozent zurückgehen, gilt der Test als positiv und die Diagnose GERD als sehr wahrscheinlich. Allerdings kommt es häufig auch bei Personen ohne GERD durch die Behandlung mit PPI zu einer Symptombesserung. Ein positiver Text bedeutet also nicht immer eine GERD.

3. Gastroskopie (Magenspiegelung)

Bei Vorliegen von folgenden Warnsymptomen sollte ohne Zeitverlust eine Gastroskopie (eigentlich Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, da der gesamte Bereich von der Speiseröhre bis zum. Zwölffingerdarm untersucht wird) durchgeführt werden:

▪ Schluckstörung

▪ Schmerzen beim Schluckakt

▪ Hinweise für eine gastrointestinale Blutung (inklusive Eisenmangelanämie)

▪ Anorexie

▪ Ungewollter Gewichtsverlust

▪ Wiederkehrendes Erbrechen

▪ Gastrointestinale Tumoren in der Familie(-ngeschichte)

Weitere Gründe für eine Gastroskopie

Auch bei Personen im Alter über 50-55 Jahre, bei chronischer Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac, bei Rauchern und Alkoholabusus sollte zur Sicherheit eine Gastroskopie durchgeführt werden.

Mit der Gastroskopie kann festgestellt werden, ob es im Rahmen der Refluxkrankheit zu Schädigungen (Erosionen) der Schleimhaut der Speiseröhre gekommen ist und wie ausgeprägt diese gegebenenfalls sind. Zudem können Gewebsproben (Biopsien) entnommen werden, um mögliche Veränderungen der Schleimhaut festzustellen (siehe Komplikationen).

4. Funktionsuntersuchungen der Speiseröhre

Bei unklarer Diagnose und wenn die Therapie (siehe unten) nicht ausreichend wirkt, kann in spezialisierten Einrichtungen eine sogenannte pH-Metrie-Impedanzmessung oder eine 24-Stunden-ph-Metrie durchgeführt werden. Damit kann der Rückfluss (Reflux) von Luft und Flüssigkeit genauer untersucht werden.

Behandlung
Die Top-Tipps vom Hausarzt
  • Lifestylefaktoren, wie Übergewicht oder späte schwere Mahlzeiten können eine große Rolle bei der Entstehung der GERD-Symptome spielen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin, welche Maßnahmen bei Ihnen individuell am zielführendsten sind.
  • Schlafen in der linken Seitenlage befördert den Mageninhalt weg von der Einmündung der Speiseröhre und kann so den Reflux reduzieren
  • Bauchatmungsübungen (Zwerchfellatmung) können zur Stärkung der Zwerchfellkomponente der Antirefluxbarriere beitragen, insbesondere wenn Aufstoßen ein Hauptbestandteil der Symptomatik ist.
  • Menschen mit nächtlichem Sodbrennen können den Kopfteil ihres Bettes erhöhen, damit der Kopf und die Schultern höher als den Magen positioniert sind.Darurch kann die Schwerkraft den Säurerückfluss reduzieren.
Behandlung
Wie wird eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) behandelt?

Ziel der Behandlung ist die Linderung der Beschwerden. Falls bei der Gastroskopie Schleimhautschädigungen (Erosionen) oder eine Entzündung der Schleimhaut (Refluxösophagitis) festgestellt werden, ist auch die Besserung dieser Veränderungen ein Ziel der Therapie.

Behandlung
Welche Lebensstil- und Verhaltensmaßnahmen spielen bei der Behandlung einer GERD eine Rolle?
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht (vor allem bei einem BMI von 25kg/m2 oder darüber)
  • Erhöhung des Kopfteils des Bettes (zur Reduktion von nächtlichen Beschwerden)
  • Meiden von Nikotin und Alkohol
  • Einschränkung von Kaffeekonsum (Relevanz sollte individuell beurteilt werden)
  • Kleine Mahlzeiten, eher kohlehydrat- und fettarm, eher eiweißreich
  • Ausreichender Abstand der letzten Mahlzeit zur Bettruhe bzw. Verzicht auf das Abendessen
  • Verzicht auf Zitrusfrüchte, Tomaten, Zwiebel, scharfe Gewürze, frittierte Speisen
  • Vermeiden enger Kleidung um die Taille
  • Vermeidung bestimmter Medikamente (mit dem Arzt besprechen!)
Behandlung
Welche Medikamente können in der Behandlung der GERD zum Einsatz kommen?

Protonenpumpenhemmer (PPI)

Die am stärksten wirksamen Medikamente sind Protonenpumpenhemmer (PPI). Allerdings empfehlen die aktuellen Leitlinien, dass bei typischen Beschwerden ohne Alarmsymptome und ohne Risikofaktoren für Komplikationen probeweise auch andere Antirefluxpräparate eingesetzt werden können (siehe „weitere und ergänzende Medikamente“).

Beim Einsatz eines PPI ist zu beachten, dass die Einnahme etwa 30-60 Minuten vor dem Essen erfolgen sollte. Die Wirkung tritt verzögert ein. Ein abruptes Absetzen dieser Medikamente nach längerer Einnahme sollte vermieden werden, da es dadurch zu einer kurzfristigen Erhöhung der Säureproduktion kommen kann („Rebound-Effekt“).

Weitere und ergänzende Medikamente

H2-Rezeptorantagonisten

Mittel der Wahl bei PPI-Unverträglichkeit (selten!) und Alternative bei leichten Symptomen (siehe oben) sind sogenannte H2-Rezeptorantagonisten. Sie haben eine deutlich schwächere hemmende Wirkung auf die Säureproduktion. Zudem kann ihre Wirkung bei längerer Einnahme abnehmen.

Ergänzende Medikamente

Folgende Mittel können im Bedarfsfall zu einer Besserung beitragen, sind aber im Allgemeinen als alleinige Therapie zu schwach und zu kurz wirksam:

  • Antazida – Salze, die die Magensäure binden bzw. neutralisieren können
  • Aliginate – bilden einen Gel-Film im Magen, der vor der Säure schützt
Behandlung
Wann kommen operative Methoden in der Behandlung der GERD zum Einsatz?

Eine operative Behandlung der GERD erfolgt nur bei einem geringen Prozentsatz der Betroffenen. Unter folgenden Umständen kann eine Operation sinnvoll bzw. notwendig sein:

  • Schwere erosive Ösophagitis (Entzündung mit ausgeprägter Schleimhautschädigung), die auch mit einer Dauermedikation nicht beherrscht werden kann
  • Schwere erosive Ösophagitis, wenn der/die Patient:in die Medikamente nicht dauerhaft einnehmen möchte
  • Erosive Ösophagitis mit Komplikationen, wie z.B. Blutung, Ulkus (tiefliegender Schleimhautdefekt) oder Verengung
  • Unwillkürliches Aufstoßen von Mageninhalt ohne Übelkeit oder Erbrechen (Regurgitation) steht im Vordergrund der Beschwerden
  • Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie

Bei der Operation wird klassischerweise ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) versorgt. Dabei wird mit einer sogenannten Hiatoplastik die Verlagerung eines Teil des Magens in den Brustraum korrigiert.

Schließlich wird eine sogenannte Fundoplicatio durchgeführt. Dabei wird der obere Teil des Magens, der Fundus, um die untere Speiseröhre gefaltet und wie eine Manschette vernäht. Je nach Methode umschließt der Magen die Speiseröhre entweder komplett oder teilweise auf der Vorder- oder Rückseite.

Es gibt auch eine Reihe von Verfahren, bei denen keine offene Operation sondern eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) durchgeführt wird. Diese hat den Vorteil einer rascheren Wundheilung und Erholung des/der Patient:in, bringt jedoch den Nachteil mit sich, das dabei ein allfällig vorhandener Zwerchfellbruch nicht korrigiert werden kann.

Komplikationen
Zu welchen Komplikationen kann es bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) kommen?

Eine GERD ist in den meisten Fällen eine leichte und gut behandelbare Erkrankung. Wenn die Refluxerkrankung jedoch über längeren Zeitraum unbehandelt bleibt, kann es zu ernsthaften bis lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.

  • Ulzerationen und Verengungen (Stenosen) der Speiseröhre
  • Blutungen mit Anämie („Blutarmut“)
  • Barrett-Ösophagus – tritt bei etwa 5 Prozent der GERD-Patient:innen auf. Dabei wandelt sich die normale Schleimhaut der Speiseröhre von einem Plattenepithel in ein Zylinderepithel um, das jenem im Darm ähnelt. Dies kann wiederum zur Entwicklung eines Karzinoms bzw. dessen Vorstufen führen.
  • Karzinom – das Krebsrisiko beim Barrett-Ösophagus liegt bei 0,03 bis 0,22 Prozent. Risikofaktoren sind männliches Geschlecht, Adipositas, Rauchen und genetische Faktoren
Informationen zum Inhalt
Aktualität
09. Oktober 2025
Aktualisiert
09. Oktober 2025
Erstellungsdatum
09. Oktober 2025
Stand der medizinischen Information
Quellen
Rabady S (Hrsg.): EbM-Guidelines: Evidenzbasierte Medizin für Klinik & Praxis (Online-Version). Wien: Verlagshaus der Ärzte; Zugriff Okt. 2025
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Schuitenmaker JM, Kuipers T, Smout AJPM, Fockens P, Bredenoord AJ. Systematic review: Clinical effectiveness of interventions for the treatment of nocturnal gastroesophageal reflux. Neurogastroenterol Motil. 2022 Dec;34(12):e14385.
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UpToDate: www.uptodate.com
Amboss: www.amboss.com
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