Etwa 20-25 Prozent der Menschen in den westlichen Industrieländern entwickeln einmal in ihrem Leben eine gastroösophageale Refluxkrankheit mit Sodbrennen. Die Erkrankung ist meist ungefährlich kann unbehandelt aber zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen.
Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) wird die Schleimhaut der Speiseröhre (lat. Ösophagus) durch aufsteigende Magensäure gereizt, was zu Beschwerden, wie Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein oder Husten führt und/oder mit einem ernsthaften Gesundheitsrisiko einhergeht. In etwa 10 Prozent der Fälle von GERD kommt es zu einer Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre, was man als Refluxösophagitis bezeichnet.
Ursache des Rückflusses ist häufig ein unzureichend funktionierender Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre im Übergangsbereich zum Magen. Das Vorliegen einer sogenannten Hiatusherie (Zwerchfellbruch), bei der ein Teil des Magens von der Bauch- und die Brusthöhle verlagert ist, kann eine GERD begünstigen.
Auch ein Überwiegen von aggressiver Magensäure gegenüber dem schützenden Speichel kann hinter den Beschwerden einer GERD stecken.
Eine Reihe von Faktoren kann den Rückfluss (Reflux) von Magensäure in die Speiseröhre fördern:
Eine GERD kann sich in einer Reihe von Beschwerden bemerkbar machen.
Typische Symptome:
Weitere mögliche Symptome:
1. Auf Basis der Symptome
Bei Personen unter 55 Jahren und wenn keine Warnsymptome vorliegen (siehe unten), kann die Diagnose auch ohne endoskopische Untersuchung (Gastroskopie), allein aufgrund der typischen Beschwerden gestellt werden. Durch die probeweise Gabe eines Protonenpumpeninhibitors (Medikament zur Hemmung der Säureproduktion im Magen) kann die Diagnose bestätigt werden.
2. Probetherapie mit einem Protonenpumpenhemmer
Zur Bestätigung der Diagnose bei Vorliegen der typischen Symptome kann ein Medikament aus der Substanzgruppe der Protonenpumpenhemmer (PPI) probeweise verabreicht werden. Dies erfolgt in doppelter therapeutischer Dosis (morgen und abends statt nur einmal täglich). Wenn die Beschwerden um mindestens 75 Prozent zurückgehen, gilt der Test als positiv und die Diagnose GERD als sehr wahrscheinlich. Allerdings kommt es häufig auch bei Personen ohne GERD durch die Behandlung mit PPI zu einer Symptombesserung. Ein positiver Text bedeutet also nicht immer eine GERD.
3. Gastroskopie (Magenspiegelung)
Bei Vorliegen von folgenden Warnsymptomen sollte ohne Zeitverlust eine Gastroskopie (eigentlich Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, da der gesamte Bereich von der Speiseröhre bis zum. Zwölffingerdarm untersucht wird) durchgeführt werden:
▪ Schluckstörung
▪ Schmerzen beim Schluckakt
▪ Hinweise für eine gastrointestinale Blutung (inklusive Eisenmangelanämie)
▪ Anorexie
▪ Ungewollter Gewichtsverlust
▪ Wiederkehrendes Erbrechen
▪ Gastrointestinale Tumoren in der Familie(-ngeschichte)
Weitere Gründe für eine Gastroskopie
Auch bei Personen im Alter über 50-55 Jahre, bei chronischer Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac, bei Rauchern und Alkoholabusus sollte zur Sicherheit eine Gastroskopie durchgeführt werden.
Mit der Gastroskopie kann festgestellt werden, ob es im Rahmen der Refluxkrankheit zu Schädigungen (Erosionen) der Schleimhaut der Speiseröhre gekommen ist und wie ausgeprägt diese gegebenenfalls sind. Zudem können Gewebsproben (Biopsien) entnommen werden, um mögliche Veränderungen der Schleimhaut festzustellen (siehe Komplikationen).
4. Funktionsuntersuchungen der Speiseröhre
Bei unklarer Diagnose und wenn die Therapie (siehe unten) nicht ausreichend wirkt, kann in spezialisierten Einrichtungen eine sogenannte pH-Metrie-Impedanzmessung oder eine 24-Stunden-ph-Metrie durchgeführt werden. Damit kann der Rückfluss (Reflux) von Luft und Flüssigkeit genauer untersucht werden.
Ziel der Behandlung ist die Linderung der Beschwerden. Falls bei der Gastroskopie Schleimhautschädigungen (Erosionen) oder eine Entzündung der Schleimhaut (Refluxösophagitis) festgestellt werden, ist auch die Besserung dieser Veränderungen ein Ziel der Therapie.
Protonenpumpenhemmer (PPI)
Die am stärksten wirksamen Medikamente sind Protonenpumpenhemmer (PPI). Allerdings empfehlen die aktuellen Leitlinien, dass bei typischen Beschwerden ohne Alarmsymptome und ohne Risikofaktoren für Komplikationen probeweise auch andere Antirefluxpräparate eingesetzt werden können (siehe „weitere und ergänzende Medikamente“).
Beim Einsatz eines PPI ist zu beachten, dass die Einnahme etwa 30-60 Minuten vor dem Essen erfolgen sollte. Die Wirkung tritt verzögert ein. Ein abruptes Absetzen dieser Medikamente nach längerer Einnahme sollte vermieden werden, da es dadurch zu einer kurzfristigen Erhöhung der Säureproduktion kommen kann („Rebound-Effekt“).
Weitere und ergänzende Medikamente
H2-Rezeptorantagonisten
Mittel der Wahl bei PPI-Unverträglichkeit (selten!) und Alternative bei leichten Symptomen (siehe oben) sind sogenannte H2-Rezeptorantagonisten. Sie haben eine deutlich schwächere hemmende Wirkung auf die Säureproduktion. Zudem kann ihre Wirkung bei längerer Einnahme abnehmen.
Ergänzende Medikamente
Folgende Mittel können im Bedarfsfall zu einer Besserung beitragen, sind aber im Allgemeinen als alleinige Therapie zu schwach und zu kurz wirksam:
Eine operative Behandlung der GERD erfolgt nur bei einem geringen Prozentsatz der Betroffenen. Unter folgenden Umständen kann eine Operation sinnvoll bzw. notwendig sein:
Bei der Operation wird klassischerweise ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) versorgt. Dabei wird mit einer sogenannten Hiatoplastik die Verlagerung eines Teil des Magens in den Brustraum korrigiert.
Schließlich wird eine sogenannte Fundoplicatio durchgeführt. Dabei wird der obere Teil des Magens, der Fundus, um die untere Speiseröhre gefaltet und wie eine Manschette vernäht. Je nach Methode umschließt der Magen die Speiseröhre entweder komplett oder teilweise auf der Vorder- oder Rückseite.
Es gibt auch eine Reihe von Verfahren, bei denen keine offene Operation sondern eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) durchgeführt wird. Diese hat den Vorteil einer rascheren Wundheilung und Erholung des/der Patient:in, bringt jedoch den Nachteil mit sich, das dabei ein allfällig vorhandener Zwerchfellbruch nicht korrigiert werden kann.
Eine GERD ist in den meisten Fällen eine leichte und gut behandelbare Erkrankung. Wenn die Refluxerkrankung jedoch über längeren Zeitraum unbehandelt bleibt, kann es zu ernsthaften bis lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.