Grund zur Sorge?

Der Wolf erobert Österreich zurück

Tierecke
06.02.2017 16:49

Sie sind sicher keine blutrünstigen Märchengestalten, aber doch Raubtiere. Das Vordringen von "Isegrim" - zuletzt ins Kamptal in Niederösterreich - wird zur Herausforderung.

Es begann mit einsamen Wölfen, die aus dem Osten zum Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich trabten. Jetzt dringt das Rudel weiter vor. Mit ökologischen Folgen: Laut Experten haben die "Isegrims" im Waldviertel bereits einige Mufflons gerissen. Während der edle und intelligente Beutegreifer bei uns geschützt wird, ist er in Italien zum Abschuss freigegeben.

"Der Wolf breitet sich definitiv aus"
"Dieser Wildriss war eindeutig ein Wolf. Ich bin erfahrener Jäger", kommentiert ein Waidmann aus dem Bezirk Zwettl den jüngsten Fall. Und auch aus dem nahen Kamptal wurden zuletzt konkrete Sichtungen gemeldet. "Der Wolf breitet sich definitiv aus - und erobert sich seine alten Reviere zurück. Mit einer größeren Ausbreitungsdynamik ist also zu rechnen", glaubt auch Österreichs "Lupus-Experte" und Wildtierbiologe Jürgen Auer.

Auch in allen anderen Bundesländern (bis auf Wien) wurden einzelne Sichtungen gemeldet. So weit, so ökologisch gut! Doch müssen wir uns vor Wölfen fürchten? Nein! "Ein erhöhtes Risiko bilden lediglich größere Beutegreifer, die nicht mehr scheu sind. Hier müssen wir wachsam sein und reagieren", hält denn auch der erfahrene Ökologe Dr. Georg Rauer, Mitglied der länderübergreifenden Koordinierungsstelle für Braunbär, Luchs und Wolf (KOST), in einer Stellungnahme für die Bundesforste fest.

Übergriffe auf Menschen sind unwahrscheinlich
Mit etwas Besorgnis wird registriert, dass sich der heimische Lupus in der Vergangenheit  offenbar auch bis auf wenige Meter an Forstarbeiter heranwagte. Übergriffe auf Menschen sind aber höchst unwahrscheinlich - weil die Vierbeiner überaus scheu sind! "Selbst wenn Attacken auf Menschen selten vorkommen werden, gilt es aber auch, an die Bergbauern, die von der Viehhaltung leben, zu denken", argumentiert Ökologe Helmut Belanyecz.

Bedrohung für die Herden von Bergbauern?
Robert Zehetner, Obmann der "Tauernlamm-Genossenschaft" in Salzburg: "Herdenschutz ist im alpinen Raum einfach nicht machbar. Auf meiner Alm stehen die Schafe auf einer Fläche von 500 Hektar - verteilt in vielen kleinen Gruppen." Zum drastischen Schritt der Bestandsreduzierung hat sich Italien entschieden: Der Wolf steht dort seit 1971 unter Schutz, hat sich seither aber mindestens um das 20-Fache auf mehr als 2000 Wölfe vermehrt. Zu viel für die dicht besiedelten Landschaften.

Im Folgenden ein Interview mit Dr. Rudolf Gürtler, Ökoanwalt, Waidmanns-Legende und passionierter Heger.

"Krone": Herr Dr. Gürtler, Sie sind international anerkannte Jäger-Ikone - Ihre Meinung zum Wolf?
Rudolf Gürtler: Ich würde niemals einen erlegen, aber unproblematisch wird das Ganze sicher nicht.

Ihre Bedenken?
Unsere Kulturlandschaft ist für den Wolf im Rudel zu eng geworden. Es wird Konflikte geben!

Welcher Art?
Nutztier-Risse, aber auch möglicherweise gefährliche Begegnungen mit Menschen.

Der Schutz von Schafen ist auch durch Strom geladene Zäune oder speziell ausgebildete Hunde also nicht möglich?
Aller Herdenschutz ist illusorisch, wenn ein schlaues Rudel von Wölfen hungrig ist. Ich habe Bilder von Schutzhunden in Finnland gesehen, die von Wölfen regelrecht zerfleischt wurden.

Mark Perry & Christoph Matzl, Kronen Zeitung

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