Vor sechs Jahren hat sich Alois Oberer in Reutte überraschend gegen seinen VP-Kontrahenten Dietmar Koler in der Stichwahl durchgesetzt. Bei der heurigen Wahl muss er seinen Bürgermeistersessel gegen zwei Frauen verteidigen - die bisherige Vize-BM Elisabeth Schuster und GR Barbara Brejla ringen um das Amt. Abgesagt ist hingegen die Wahl in Gramais - dort wurde überhaupt keine Liste eingereicht. Keine Auswahlmöglichkeiten gibt es in zwölf Außerferner Orten, in denen sich je nur eine einzige Liste der Wahl stellt. Für die FPÖ ist der Bezirk Reutte ein "komplett weißer Fleck"...
19 Stimmen machten bei der Wahl 2010 den Unterschied. Alois Oberer, Ex-Betriebsratsvorsitzender bei Plansee und selbst ernannter politischer Quereinsteiger, setzte sich gegen Dietmar Koler (VP) denkbar knapp durch. Dem bis dahin amtierenden und mittlerweile verstorbenen Ortschef Helmut Wiesenegg (SP) blieb der Gang in die Stichwahl überhaupt verwehrt.
Heuer stehen die Zeichen anders: Oberer muss es im Kampf um das Bürgermeisteramt mit zwei Frauen aufnehmen: Elisabeth Schuster - sie übernahm die VP-nahe Liste von Koler - und Barbara Brejla von den Grünen.
Keine absolute Mehrheit
Was sagt der (Noch-)Gemeindechef zur weiblichen Konkurrenz? "Ich habe vor jedem Respekt, der sich bereit erklärt, als Bürgermeister zu kandidieren. Ich bin aber überzeugt, dass die Arbeit der letzten Periode belohnt wird." Ziele: Bürgermeistersessel verteidigen und mit seiner unabhängigen Liste diesmal mehr als vier Mandate erreichen. "Für die Zusammenarbeit wäre es gut, wenn keine Liste die Absolute erreicht."
"Rechne mit Stichwahl"
"Man kann im Leben nur eines falsch machen, und das ist, zu wenig Mut zu haben" - Elisabeth Schuster ist seit 24 Jahren im Gemeinderat, davon 18 Jahre als Obfrau des Sozialausschusses und 12 Jahre als Vizebürgermeisterin. Oberer sei ein starker Mann, aber es gebe auch genügend starke Frauen. "Und dazu zähle ich mich", sagt Schuster, die - so betont sie - sich und ihre Liste als unabhängig bezeichnet. Chancen auf den Bürgermeistersessel? "Wenn ich nicht überzeugt wäre, wäre ich nicht angetreten. Ich rechne mit einer Stichwahl."
Premiere für die Grünen
Erstmals überhaupt in Reutte stellen die Grünen einen Bürgermeisterkandidaten. Ins Rennen geht Barbara Brejla, die zuletzt fünf Jahre im Gemeinderat war. "Ich sehe mich als Wegbereiterin für grüne Bürgermeisterkandidatinnen." Ihre Ziele: In die Stichwahl kommen und drei Mandate.
Die SP stellt keinen Bürgermeisterkandidaten. Nur eine Liste - mit Helmut Triendl an der Spitze.
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Wahl in kleinster Gemeinde Österreichs ist abgesagt
25.776 Außerferner werden am 28. Februar zur Wahlurne gebeten. 40 davon können zu Hause bleiben. In Gramais, der kleinsten Gemeinde Österreichs, wurde die Gemeinderatswahl abgesagt. Grund: Kein Bürgermeisterkandidat und keine Liste stellt sich der Wahl.
Nur mit viel Müh und Not konnten in einigen kleinen Tiroler Orten Listen für die kommende Gemeinderatswahl aufgestellt werden. In Gramais gar nicht! BM Michael Fasser, seit 2000 im Amt, wollte keine Liste einreichen. Wie geht es in der kleinsten Gemeinde Österreichs politisch weiter? "Der alte Gemeinderat bleibt im Amt. Er kann sich in der Folge aber selbst auflösen. Dann finden binnen sechs Wochen Neuwahlen statt. Kandidiert wieder niemand, dann wird es eine Fusion mit einer Nachbargemeinde geben", heißt es von Seiten des Tiroler Gemeindeverbandes.
Silvia Schöpf, Vize-BM in Gramais zur "Tiroler Krone": "Wir machen vorerst so weiter wie gehabt und sind bemüht, dass wir eine vernünftige Lösung finden. Auch der Bürgermeister bleibt vorerst im Amt. Er wollte sich einfach nicht noch einmal für sechs weitere Jahre verpflichten."
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Keine Auswahlmöglichkeit in zwölf Außerferner Orten
Tirolweit sind es 32 Gemeinden, in denen sich am 28. Februar nur eine Liste der Wahl stellt. Zwölf davon befinden sich im Außerfern - darunter Ehrwald, die mit ca. 2600 Einwohnern zweitgrößte Gemeinde im Bezirk. Weiters müssen sich auch die Bewohner von Vils (der einzigen Stadt im Außerfern), Lechaschau, Forchach, Grän, Vorder- und Hinterhornbach, Holzgau, Jungholz, Musau, Pfafflar und Steeg mit nur einer Liste begnügen. Mehr Auswahlmöglichkeiten gibt es dafür in Bach, Elbigenalp, Reutte und Tannheim mit jeweils vier "Angeboten".
In 21 der 37 Orte gibt es nur einen Bürgermeisterkandidaten. In neun Gemeinden wird es fix einen neuen Dorfchef geben, da die bisherigen nicht mehr antreten. Prominenteste Abgänge: Aurel Schmidhofer (Lechaschau) und Maria Zwölfer (Lermoos).
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Bezirk Reutte kein guter Boden für Freiheitliche
18,7 Prozent erreichte die FPÖ bei den Gemeinderatswahlen 1998 in Reutte - damals unter Listenführer Franz Linser. Von einem solchen Ergebnis sind die Freiheitlichen im Außerfern derzeit meilenweit entfernt. Mickrige 2,8 Prozent bzw. 86 Stimmen waren es beim letzten Urnengang 2010. Und heuer werden die Sympathisanten der Blauen im Bezirk noch längere Gesichter machen. Weder im Hauptort Reutte noch in den sonstigen 36 Gemeinden stellt sich eine freiheitliche Liste, geschweige denn ein blauer Bürgermeisterkandidat der Wahl.
Vereinzelt stünden FP-Mitglieder auf Bürgerlisten, diese könne man aber an einer Hand abzählen. "Es gibt im Außerfern keine Bezirksorganisation der FPÖ. Für die Landtagswahl 2018 gilt es nun, Strukturen zu schaffen", heißt es seitens der Partei.
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Zahlen, Daten, Fakten
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