"Laziz" läuft nervös in seinem desolaten Käfig hin und her. Seit Wochen hat der ausgemergelte Tiger nur gefrorenes Huhn gefressen - wenn überhaupt. Er ist der einzige Tiger des Khan Younis Zoos im Süden Gazas, der überlebt hat. Viele Tiere, darunter auch die Partner von Lazis, sind in den letzten Wochen verstorben. Es gibt praktisch kein Futter mehr, kein Frischwasser oder Medikamente. Gaza erlebt zudem einen besonders schweren Winter mit heftigen Regengüssen, der den geschwächten und hungernden Tieren noch mehr zusetzt.
Hilfe kommt nun erneut von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". Gemeinsam mit lokalen Helfern wurde eine große Futterlieferung organisiert, welche die Zootiere über die nächsten Wochen bringen wird. Gekauft wurde Fleisch für die Großkatzen, aber auch Getreide und Mais. Am vergangenen Sonntag konnten dann die Futtermittel an die rund 40 überlebenden Tiere verteilt werden. Neben dem Tiger gibt es noch einen Leoparden, Füchse, Stachelschweine, Affen, Adler und weitere Vögel.
"Situation hat sich weiter verschlimmert"
Die Fütterungen werden nun wöchentlich wiederholt - für die nächsten vier Wochen. Das Team konnte zudem dringend nötige Medikamente aus Jordanien nach Gaza bringen. Denn obwohl Gaza mit nur 45 Quadratkilometern klein ist, gibt es dort sechs Zoos. Die meisten exotischen Tiere wurden einst über unterirdische Tunnel von Ägypten nach Gaza geschmuggelt. Amir Khalil von den "Vier Pfoten", der die Futterverteilung von Jordanien aus organisiert hat: "Die Situation hat sich seit unserem letzten Einsatz im April 2015 noch verschlimmert. Im Sommer 2015 gab es laut Schätzungen noch rund 40 Großkatzen. Nun sollen es nur mehr 15 sein!"
"Vier Pfoten" bitten um Unterstützung
Aufgrund des schlechten Wetters gab es keine Besucher mehr im Khan Younis Zoo, und somit keine Einnahmen für den privat geführten Zoo. In den folgenden Tagen wird auch ein weiterer bedürftiger Zoo in Gaza, der Rafah Zoo, mit Futter und Medikamenten versorgt werden. Dort befinden sich auch vier Löwen. "Wir möchten gerne allen Zootieren helfen, jedoch sind unsere Ressourcen begrenzt. Wir haben einen internationalen Spendenaufruf getätigt und bitten dringend um Unterstützung auf www.vier-pfoten.at/spenden", so Khalil.
Nachhaltige Lösung für Gaza gefragt
Durch den anhaltenden Konflikt im Gazastreifen und die dadurch verbundenen strengen Ein- und Ausreise-Regelungen ist die Arbeit vor Ort für die Tierschützer eine große Herausforderung. Khalil: "Die erneuten Futterlieferungen waren dringend notwendig, sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir werden uns weiterhin um eine nachhaltige Lösung für alle Wildtiere in Gaza bemühen. Dazu müssen jedoch alle betreffenden Behörden in Gaza und Israel sowie die Besitzer der Tiere zusammenarbeiten."
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