Nach Bruch:

Sind die Grazer Wasserleitungen zu alt?

Steiermark
20.08.2015 04:54
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch platzte eine Hauptwasserleitung in der Grazer Harter Straße. Der Schaden ist enorm: Der gesamte Kreuzungsbereich muss jetzt abgetragen und erneuert werden. Wir haben uns genau angesehen, wie es um das Wasserversorgungssystem in Graz bestellt ist. Neun Prozent des 870 Kilometer langen Versorgungsnetzes sind mehr als 100 Jahre alt.

Erst Anfang des Jahres versanken 50 Autos in einer Tiefgarage in der Grazer Körösistraße unter fünf Millionen Liter Wasser – nach einem Rohrbruch. Die Leitung war anno 1909 verlegt worden. Und jetzt platzte eine Hauptwasserleitung im Kreuzungsbereich Harter Straße, Peter-Rosegger-Straße und Alte Poststraße. Ca. 2000 Kubikmeter Wasser traten aus; 20 Feuerwehrmänner waren im Einsatz, um das Wasser ins Kanalsystem abzupumpen.

Sperre bis 4. September
Aufgrund der gewaltigen Schäden durch den Wasseraustritt (Unterspülungen, die Straße droht einzubrechen) muss der gesamte Kreuzungsbereich abgetragen und erneuert werden – die Sperre dauert voraussichtlich bis 4. September.

Leitungen mehr als 100 Jahre alt
Nach diesem neuerlichen Bruch einer großen Versorgungsleitung stellt sich unwillkürlich die Frage: Ist das Grazer Wasserversorgungsnetz zu alt und desolat?

Das Netz hat eine Gesamtlänge von 870 Kilometern. Neun Prozent der Leitungen sind älter als 100 Jahre, 24 Prozent zwischen 50 und 100 Jahre alt und 67 Prozent jünger als 50 Jahre. Die nun geplatzte Leitung wurde im Jahr 1959 verlegt.

Bei der zuständigen Holding Graz zerstreut man alle Sorgen – die Leitungen würden regelmäßig geprüft und allein heuer acht Millionen Euro in Sanierungen investiert. Holding-Graz-Sprecher Gerald Pichler: "Nur weil eine Leitung alt ist, ist sie nicht automatisch schadensanfällig. Da spielen viele Faktoren mit: das Alter, das Rohrmaterial, die Bettung, die Ummantelung, die Fließgeschwindigkeit im Rohr, die Belastung durch den Straßenverkehr. Kritische Wasserleitung sind uns bekannt, wir erneuern jedes Jahr zwischen acht und neun Kilometer unseres Netzes." – Rohbrüche, so Pichler, könnten jedoch leider dennoch passieren

Kleine Chronik
Die Grazer Wasserversorgung hat ja bereits eine lange Geschichte. Vor 1870 erfolgte die Wasserversorgung in Graz über private Hausbrunnen. 1870 erhielten die Unternehmer Pongratz und Moore eine Konzession zur Versorgung der Stadt Graz mit Wasser. 1872 wurde in der Körösistraße das erste Grundwasserwerk eröffnet. 1897 hatte das Rohrnetz eine Länge von 74 Kilometer (870 Kilometer sind es heute). Der jährliche Wasserverbrauch lag bei 3,2 Millionen Kubikmeter (heute sind es mehr als 18 Millionen). In den Jahren 1898 bis 1901 wurden im Wasserwerk Andritz die ersten Rohrbrunnen gebaut. 1911 übernahm die Stadt Graz die bislang private Wasserversorgung – um 5,75 Millionen Kronen (das Rohrnetz war schon 104 Kilometer lang). In den Jahren 1932 und 1933 wurde am Rosenberg ein zweiter Hochbehälter gebaut. 1998 wurde dort der größte Grazer Wasserbehälter eröffnet (20.000 Kubikmeter Volumen).

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