"Minister Töchterle muss gesetzlich sicherstellen, dass ein unabhängiges Gremium die Notwendigkeit eines Tierversuches prüft. Es muss endlich auch inhaltlich überprüft werden und nicht nur, ob die Formulare richtig ausgefüllt sind. Kernstück eines solchen Genehmigungsverfahrens muss dabei eine gewissenhafte ethische Bewertung mithilfe eines noch zu erstellenden Kriterienkatalogs sein", fordert Christiane Brunner, Tierschutzsprecherin der Grünen.
Tierversuchsgesetz ist bereits 23 Jahre unverändert
Die erst im 19. Jahrhundert aufkommende Praxis der Tierversuche in der Wissenschaft wurde in Österreich bereits 1885 durch den sogenannten Vivisektionserlass geregelt, der im Wesentlichen alle Versuche zuließ, die von anerkannten wissenschaftlichen Institutionen "zur Linderung menschlichen Leidens" oder "zu ernsten Forschungs- und Unterrichtszwecken" durchgeführt werden. 1986 kam es zur europäischen Übereinkunft zum Schutz von Versuchstieren, die aber von Österreich weder unterzeichnet noch ratifiziert wurde. Stattdessen wurde 1989, also vor 23 Jahren, in Österreich eine Reform des Tierversuchsgesetzes beschlossen, die bis heute Gültigkeit hat.
Die Grünen: "Wenn nicht verbieten, Gesetz verschärfen"
Die Grünen wollen, dass die Genehmigungsverfahren im Sinne des Tierschutzes verschärft werden, die Ersatzmethoden zu Tierversuchen stärker gefördert und die Anzahl der Tierversuche EU-weit deutlich verringert werden. "Wenn es nach mir ginge, müsste das neue EU-Tierversuchsgesetz nur einen Satz enthalten: Tierversuche sind ausnahmslos verboten. Das würde den Tod der mehr als zwölf Millionen Tiere in Europas Labors beenden", meint Brunner.
Tierschutzstiftung: "Mausklick statt Mausversuch!"
Alexander Willer, Kampagnenleiter der Tierschutzstiftung: "Versuche an lebenden Tieren sind nicht nur ethisch abzulehnen, sie bringen auch wissenschaftlich wenig, da das Tiermodell nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar ist. Umwelteinflüsse, Ernährung, Stress, genetische Prädisposition, all diese komplexen Zusammenhänge können bei der simplen Untersuchung am Versuchstier nicht berücksichtigt werden."
Willer weiter: "Wenn Österreich wirklich innovativ am Sektor Biotechnologie tätig sein möchte, ist es hoch an der Zeit, die Alternativmethoden im Reagenzglas (in-vitro) oder am Computermodell (in-silicio) gehörig zu fördern. Was bisher in diese Richtung geschieht, hat den Charakter einer Alibihandlung." Ein gutes Beispiel für moderne Forschung setzte vor Kurzem Indien. Dort hat die Regierung die Forschungseinrichtungen an Colleges und Universitäten angewiesen, Experimente an Tieren einzustellen und stattdessen auf Computermodelle zu setzen. "Mausklick statt Mausversuch! Das ist wissenschafts- und tierfreundlich", schließt Willer.
Mäuse sind die beliebtesten Versuchstiere
Jährlich werden Millionen von Versuchstieren für die Entwicklung von Arzneimitteln, zur Erforschung von Krankheiten, bei der Herstellung von Agrar- und Industriechemikalien gequält und getötet. Mäuse sind mit etwa 170.000 Tieren die am häufigsten eingesetzten Lebewesen, gefolgt von den "Versuchskaninchen" mit 16.500 und Ratten mit 8.800. Aber auch Schweine, Hunde, Katzen, Meerschweinchen und andere müssen quälerische Prozeduren über sich ergehen lassen. Viele dieser Tierversuche sind sinnlos, weil sich die Ergebnisse am künstlich geschädigten Versuchstier nicht mit der nötigen Sicherheit auf den Menschen übertragen lassen.
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