Noch immer werden viele Rehbabys von Mähdreschern getötet. Der Weststeirer Bernhard Zechner hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu retten. Schon mehr als 200-mal ist es gelungen.
Die sommerlichen Nächte sind kurz für Bernhard Zechner - sehr kurz. Denn wenn die lebensrettende Drohne in die Luft steigen soll, dann beginnt der Tag spätestens um drei Uhr früh.
Der Weststeirer aus St. Josef, selbst Landwirt und Jäger, konnte das Elend zerfetzter Kitze einfach nicht mehr länger mitansehen, ihr entsetzliches Schreien nicht mehr hören. Er rief vor drei Jahren eine Hilfsinitiative ins Leben, die mittlerweile so nachgefragt ist, dass leider nicht mehr alle Anfragen erfüllt werden können.
Viele Kitze werden grausam verstümmelt
Die Wurzel des Problems: Rehe legen ihre Jungen in der Wiese ab, die zunächst so klein sind, dass sie kaum zu sehen sind. Und vorerst auch keinen Duft verströmen - damit auch für Hunde, mit denen nach ihnen gesucht wird, kaum auffindbar sind. Bei Gefahr ducken sich die Kleinen instinktiv noch tiefer hinein in den Boden. Sie haben gegen die messerscharfen, schnellen Mähwerke nicht den Funken einer Chance. Jedes Jahr werden viele grauenhaft verstümmelt oder getötet.
Bernhard Zechner wollte etwas dagegen tun - mit Rettung aus der Luft. „Ich habe mir zunächst selbst eine Drohne gekauft“, schildert der 30-Jährige. „Ausgestattet mit einer Wärmebildkamera kann man damit erkennen, wo sich ein Kitz befindet und es aus der Wiese bergen, bevor die Mahd beginnt.“ Da Bauern dies wettertechnisch oft nur ganz kurzfristig entscheiden können, ist das eine logistische Herausforderung.
Das Team rund um Zechner umfasst mittlerweile 18 Freiwillige - sechs von ihnen sind auch in Besitz des Drohnen-Führerscheines. Sie alle schlagen sich für die gute Sache die Nächte um die Ohren. Trotz Berufstätigkeit.
Schon 204 Reh-Babys konnten gerettet werden
In drei Jahren konnte die „Kitzrettung St. Josef“ so bereits 204 frisch geborenen Wildtieren das Leben retten! Ihr persönlicher und finanzieller Aufwand dafür ist allerdings enorm - doch das Wissen, diesen hilflosen Babys das Leben geschenkt zu haben, ist Motivation genug für diese wunderbaren Helfer.
Die entdeckten Kitze werden behutsam mit dicken Handschuhen und Grasbüscheln, ohne Kontakt mit der Kleidung, an den Wiesenrand getragen, wo die Mutter sie holt. Dieser Vorgang ist entscheidend, so Zechner. Denn wenn das Kitz auch nur entfernt nach Mensch riecht, dann nimmt es die Mutter nicht mehr an! Wenn man es an sich presst, noch grinsend ein Selfie für Facebook oder Instagram macht, dann hat man es vielleicht vor dem Mähtod gerettet, aber dem Hungertod ausgesetzt...
Bernard Zechner hat heuer den Tierschutzpreis von Land und „Krone“ für sein Tun verdient eingeheimst. Wir gratulieren!
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