Im Jänner startet in Graz ein Pilotprojekt: 15 Menschen, die einen Angehörigen pflegen, werden angestellt. 700.000 Euro kostet das für ein Jahr. Wer dafür infrage kommt und wie das Projekt genau ablaufen soll.
Wer pflegt, hat weniger Zeit für seinen Brotberuf. Das bedeutet weniger Geld, im schlimmsten Fall sogar Armut, dazu kommt das Gefühl, mit der Situation alleine gelassen zu werden. In den meisten Fällen sind es Ehefrauen, Töchter, Schwiegertöchter, die zurückstecken, um in der Familie zu helfen.
Die Stadt Graz startet in Anlehnung an das burgenländische Modell nun ein Pilotprojekt: 15 pflegende Angehörige werden ein Jahr lang von der Stadt angestellt. „Wir wollen diese Personen sozial absichern“, sagt Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ). „Der Prozess, ein solches Modell zu erarbeiten, hat monatelang gedauert.“
Laut Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) gehe es dabei auch um Wertschätzung. „Die Pflegenden, es sind ja vor allem Frauen, sollen wissen, dass sie wertgeschätzt und geschützt sind.“
So läuft das Modell genau ab
Wie sehen die Details aus? Um in Frage zu kommen, muss man einige Voraussetzungen erfüllen, sagt Norma Rieder, Leiterin der Pflegedrehscheibe:
Zudem muss die pflegende Person einen Erste-Hilfe-Kurs und einen zweistündigen Basiskurs „Grundlagen der Pflege“ absolvieren. Darin geht es um Themen wie das richtige Lagern oder Vermeiden von Stolperfallen. Je nach Wochenstunden und Pflegestufe bekommt der Pfleger ein Gehalt zwischen 1200 Euro netto (20 Stunden) und 2000 Euro (40 Stunden).
Jeder, der Interesse hat und die Voraussetzungen erfüllt, bekommt von einem Amtssachverständigen Besuch zuhause. „Da geht es um Beratung, aber auch darum, dass man sieht, ob die Möglichkeit für die Pflege überhaupt gegeben ist“, erklärt Rieder. „Wenn benötigt, gibt es ein zusätzliches Angebot der Hauskrankenpflege. Es gibt also Unterstützung.“
Aus organisatorischen Gründen werden die 15 ersten Pfleger über eine Leasing-Firma und nicht direkt bei der Stadt angestellt.
Weitet Land das Projekt aus?
SPÖ-Soziallandesrätin Doris Kampus war bei der Vorstellung des Projekts vor allem als Grazer Politikerin anwesend. „80 Prozent der Menschen werden zuhause gepflegt. Das ist es, was die meisten wollen. Angehörige leisten da Unglaubliches.“ Klar ist aber auch, dass die Stadt Graz das Projekt finanziell auf Dauer nicht alleine stemmen kann - das Land oder ein anderer Partner wird mithelfen müssen. „Es gibt auch auf Landesebene Gespräche dazu“, versicherte Kampus.
Wie viel Interesse es an dem Projekt geben wird, ist laut Rieder noch kaum abschätzbar. Im Burgenland sind etwa 300 pflegende Angehörige angestellt. Die 15 Personen sind also nur der erste Schritt, mithilfe deren man dann den weiteren Bedarf evaluieren möchte.
Wer mitmachen möchte, soll sich via Mail an pflegedrehscheibe@stadt.graz.at wenden. Am 15. und 20. November finden Info-Veranstaltungen statt.
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