Kürzungen geplant

Sparkurs: Steirischen Kirchen droht der Verfall

Steiermark
27.08.2023 09:59

Der Diözese Graz galoppieren die Kosten davon. Jetzt wird drastisch gekürzt, etwa bei Sanierungen von Gotteshäusern.

Dieser Schritt hat Symbolkraft: Nach 20 Jahren musste vor wenigen Wochen die Kirchenbeitragsstelle am Weizberg geschlossen werden. Offiziell aus Kostengründen - oder doch, wie manche in der Region spötteln, weil immer weniger Gläubige ihren Obolus entrichten wollen?

Kirchen in der Krise
Fest steht, dass sich die steirischen Kirchen in einer veritablen Finanzkrise befinden. Das Unheil nahm mit der Pandemie seinen Anfang, als Gottesdienste und damit auch die wichtigen Kollekten (Stichwort „Klingelbeutel“) ausfielen. Haussammlungen konnten ebenso wenig durchgeführt werden wie Pfarrfeste, bei denen man Spenden etwa für die Instandhaltung der örtlichen Gotteshäuser lukriert. Kaum war die Corona-Welle abgeebbt, schlug schon die Teuerung mit voller Wucht zu: Während die Personalkosten und Energiekosten explodieren, geht die Zahl der Kirchenbeitragszahler drastisch zurück. „Die Zahlungsmoral ist sehr schlecht“, verrät ein Insider, „es gibt immer mehr Mahnungen“. Das habe vor allem damit zu tun, dass viele Steirer jeden Euro zweimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben. Und mit der heuer um bis zu fünf Prozent kräftig angehobenen „Kirchensteuer“.

Entwicklung trifft auch Evangelische
Diese Entwicklung trifft die Katholiken ebenso wie die Evangelischen, wie deren Superintendent der „Steirerkrone“ bestätigt. Man verliere jährlich Mitglieder und damit Einnahmen, so Wolfgang Rehner: „Der Kirchenbeitrag ist für uns aber das Um und Auf. Wir hoffen, heuer ein nominelles Plus von fünf Prozent zu erreichen. Real ist das aber immer noch ein Minus von fünf Prozent.“ Dass man die Inflation so deutlich zu spüren bekomme, könne künftig zu Sparmaßnahmen führen: „Wir prüfen Einschränkungen“, sagt Rehner.

Ähnlich angespannt ist die Lage beim christlichen Bruder: Zwei Jahre in Folge schrieb die katholische Kirche Steiermark rote Zahlen (2021 machte der Abgang satte 800.000 Euro aus), und auch für heuer befürchtet man ein Loch im diözesanen Budget, das sich hauptsächlich aus Kirchenbeitragseinnahmen (in etwa 73 Millionen Euro pro Jahr) speist.

Einnahmen stagnieren 
Während man rund um Bischof Wilhelm Krautwaschl noch keinen endgültigen Kassasturz machen will („alle Diözesen veröffentlichen am 13. September gemeinsam ihre Bilanzen“), schrillen an der Donau bereits die Alarmglocken: 2023 werde man ein Millionendefizit schreiben, ließ das Erzbistum Wien vor Kurzem verlauten. Die Ausgaben stiegen, die Einnahmen stagnierten. Diese Situation sei seit Längerem absehbar gewesen, die starke Inflation habe die Wiener Kirche allerdings „schneller und härter getroffen als erwartet“. Ergo müsse gespart werden, um im Jahr 2026 wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu haben.

Steirer müssen jährlich 1,5 Millionen einsparen
Dasselbe gilt für die Diözese Graz-Seckau, der die Ausgaben davongaloppieren. Bis zu 15 Millionen Euro müssen die Kirchenoberen in den nächsten zehn Jahren einsparen, das sind aufs Jahr gerechnet 1,5 Millionen. Kirchenverkäufe stehen zwar zur Diskussion, sind aber nicht in großem Stil geplant, vielmehr schauen sich die Finanzchefs profane Gebäude wie Pfarrgebäude oder - wie eingangs erwähnt - Beitragsstellen an.

Besonders bitter: Auf Eis liegen auch zahlreiche geplante Kirchen-Renovierungen, für die schlicht und einfach das Geld fehlt. Alle 40 Jahre, wie üblich, ein Gotteshaus zu sanieren, wird es künftig nicht mehr spielen. So scheint etwa die Kalvarienbergkirche in Bruck dem Verfall preisgegeben zu sein!

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