Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Am Freitag hat der „Jedermann“ Premiere, die inoffizielle Eröffnung der Festspiele. Dann geht alles seinen gewohnten Gang. Also alles wie immer? Nicht ganz.
Es sind die ersten Festspiele unter Schwarz-Blau. Das mediale Interesse am politischen Klima in Salzburg ist entsprechend hoch. Die Stimmung auf kritisch gebürstet.
Das „profil“ sieht bereits einen Kulturkampf heraufdämmern. Von „Schatten über der Stadt“ ist die Rede, von einer „Ausweitung der Kampfzone“. Eine Story mit den üblichen Kitschklischees, wie man sie früher von den Korrespondenten des „Spiegel“ kannte. Fehlen nur noch die Mozartkugeln oder durch den rotgefärbten Barockhimmel wabernde Salzburger Nockerln.
Pointe am Rande: Das extra aus Wien angereiste „profil“-Team hatte fast alle kleinen und großen Größen des politkulturellen Betriebs in Salzburg abgeklappert. Bloß auf die Leute von den auf die lange Oppositionsbank geschobenen Sozialdemokraten hatte man vergessen.
Die Politik spielt, abgesehen von den Eröffnungsreden, in den kommenden sechs Wochen nur eine Nebenrolle. Der „König von Salzburg“ ist Festspielintendant Markus Hinterhäuser. Die Krönung durch das Nachrichtenmagazin „News“ nimmt der große Schwierige amüsiert zur Kenntnis. „Es heißt doch auch jedem Österreicher seine ,Krone´“, quittiert Hinterhäuser das Interesse an seiner unausweichlichen Thronbesteigung nach dem Abschied der 25 Jahre alles dominierenden Langzeitpräsidenten Helga Rabl-Stadler.
Die derzeit unvermeidliche Frage nach der freiheitlichen Regierungsbeteiligung wischt Markus Hinterhäuser in „News“ weg: „Wir müssen uns wirklich nicht darüber unterhalten, was ich von der FPÖ halte, nämlich gar nichts.“
So sieht das auch Karl-Markus Gauß, Salzburger Schriftsteller für die elegantesten Beschreibungen. Mit der ihm eigenen Gabe des Blicks für das Detail beobachtete Gauß für die „Süddeutsche Zeitung“ einen Baukran zwischen dem Landestheater und dem Hotel Sacher. Der Kran stand so lange da, dass man schon dachte, er sei Teil des Weltkulturerbes.
Für Gauß wurde der Kran zum Symbol: „Er steht für die Politik, an deren zuweilen unaufdringliche Präsenz man sich ja auch gewöhnt. Dachte man sich vor ein paar Jahren, allerlei politische Parolen wären zu brachial oder schlichtweg zu dumm, als dass sie in den Leuten anderes als Abscheu erregen könnten, so rufen sie heute kaum mehr Widerwille hervor; denn inzwischen hört man längst wildere Sprüche, rüdere Attacken, gegen die jene von gestern noch fast zivilisiert klangen. Fast.“
Wenn Karl-Markus Gauß über Salzburg schreibt, geht es natürlich um Salzburg, aber längst um sehr viel mehr.
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