Tatjana Nikitsch und Karl Jungwirth haben sich bewusst für ein äußerst enthaltsames Leben entschieden, als sie in ein abgelegenes, 100 Jahre altes Haus an den Ausläufen der Hohen Wand gezogen sind.
Eine warme Dusche am Morgen, ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank zum Mittagessen und eine spannende Serie am Abend: Für viele ist dieser Tagesablauf Routine. Nicht so für Tatjana Nikitsch (55) und Karl Jungwirth (63). Und zwar seit rund 20 Jahren.
„Es geht auch ohne“
Denn damals hatten die beiden ein 100 Jahre altes, entlegenes Haus in Dreistetten im Bezirk Wiener Neustadt übernommen, das weder über Strom-, noch Gas- oder Kanalanschluss verfügt. Ein Nachrüsten kam für die beiden nicht infrage. „Wozu? Es geht auch ohne. Uns fehlt es an nichts. Wir haben einen ganz normalen Alltag, bis auf kleine Specials, die anders sind“, so Nikitsch. Dazu zählt etwa ein längerer Weg zur Toilette, die sich außerhalb des Hauses befindet.
„Man ist frei im Kopf“
Als Aussteiger wollen sich die beiden aber nicht bezeichnen. Die Traumatherapeutin und der Shiatsu-Praktiker laden beispielsweise ihre Handys oder Laptops regelmäßig in ihrer Praxis in Dreistetten auf. In ihrem Haus verzichten sie hingegen gänzlich auf Geräte wie Gefrierschrank, Kaffeemaschine, Fön oder Staubsauger. „Es gibt nur ein paar Sachen, um die man sich kümmern muss. Das ist totaler Luxus, man ist frei im Kopf und hat für viel mehr Dinge Zeit“, betont Jungwirth. Seine Partnerin ergänzt: „Diese Denkart, dass etwas ohne Strom möglich ist, scheint heute kaum mehr da zu sein.“
Am Abend reden wir vor allem viel miteinander. Das ist etwas, das für viele Menschen leider schon sehr ungewöhnlich geworden ist.
Tatjana Nikitsch und Karl Jungwirth
Rückzugsort wird vermietet
Ihre Erfahrung möchten die beiden auch weitergeben. Neben ihrem Wohnhaus haben sie eine kleine Waldhütte gebaut, die sie als Rückzugsort an Ruhesuchende vermieten. „Es ist für uns auch ein heiliger Platz. Aber wir haben uns dann immer gedacht: Okay, das ist das, was andere Menschen auch brauchen könnten, zumindest auf Zeit.“
„Irrsinnige Möglichkeiten ohne Ablenkung“
Zur Zielgruppe zählen unter anderem jene, die im Beruflichen wie im Privaten ständig am Kommunizieren sind und ständig Anforderungen haben, denen sie hinterherlaufen müssen. „Meine oder unsere Beobachtungen sind, dass sehr wenig Leute wirklich diese Möglichkeiten haben, wo sie wirklich für sich und bei sich sind. Da bietet der Platz einfach irrsinnige Möglichkeiten, weil keine Ablenkung da ist“, weiß die 55-Jährige.
Wer mehr zum außergewöhnlichen Leben der beiden sehen möchte, hat am Freitag um 20.45 Uhr in der Sendung „Heimatleuchten“ auf ServusTV die Möglichkeit dazu.
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