Mit teilweise mehr als 100 Jahre alten Maschinen sorgt Christine Söllner für die Renaissance eines Traditionshandwerks. Ihr Wissen ist sogar europaweit gefragt.
Elf Schafe unterschiedlichster Rassen grasen am Hof von Erik und Christine Söllner in Gleißenfeld in der Buckligen Welt. Wenn hier „Kinder“ gerufen wird, um die Tiere um sich zu scharen, kommt das nicht von ungefähr. Sie zählen quasi zur Familie, eine artgerechte Haltung ist für das Landwirte-Ehepaar eine Selbstverständlichkeit.
Angefangen als Kostümassistentin
In besten Händen ist auch die Wolle der Schafe. Denn Christine Söllner hat ein altes Handwerk für sich entdeckt. „Ich habe mich schon als Kind für Textilien und Geschichte interessiert“, erzählt sie. Beruflich hat es die gebürtige Wienerin als Kostümassistentin vorerst auf viele Plätze der Erde verschlagen. Dabei hat sie auch die Leidenschaft für die Wollverarbeitung entdeckt.
Vom Schaf zum Faden ist es jedes Mal ein kleines Wunder
Christine Söllner
„Ich habe Schafe“
Bei einem Filmdreh in der Dominikanischen Republik lernte sie dann Erik kennen, der damals Nebenerwerbsbauer war. „Mit den Worten ,Ich habe Schafe‘ hat er mein Herz erobert“, schmunzelt sie. Aus dem Stadtkind wurde damit unversehens die Mitbesitzerin eines Biobauernhofs, wo sie das alte Wollhandwerk und ihre individuellen Möglichkeiten in die heutige Zeit holen möchte.
Alte Kadiermaschine
„Vom Schaf zum Faden ist es jedes Mal ein kleines Wunder“, betont Söllner. Einen großen Anteil daran hat eine um 1900 gebaute Kadiermaschine, auf der ein Großteil der Wolle verarbeitet wird. Mit modernen Maschinen wäre sie nicht langsamer, aber es sei ein spezielles Gefühl, auf diesem Gerät zu arbeiten.
Ein Gefühl, das sie auch gerne weitergibt. Denn sie bietet in Kursen ihr großes Wissen über die Kunst des Spinnens und Webens an. Das Interesse ist enorm, Leute kommen aus ganz Europa auf ihren Hof. Dabei will sie auch ein Bewusstsein für die Aufarbeitung und Herkunft der Wolle schaffen. „Wo Lebensmittel herkommen, ist vielen wichtig. Bei Textilien wäre es das aber auch. Erst die schonende und umweltfreundliche Weiterverarbeitung verlieht der Wolle ihre hohe Qualität“, schildert Söllner.
Demnächst werden auch die eigenen Schafe geschoren. Das Verarbeiten ihrer Wolle sei etwas ganz Besonderes. „Weil man anhand der Wolle spürt, ob es den Tieren gut geht“, so Söllner. Bei ihren „Kindern“ ist das definitiv der Fall.
ServusTV zeigt am Freitag, 19. Mai, um 20.15 Uhr bei „Heimatleuchten“ Einblicke in den Hof der Söllners.
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