Die in der „Krone“ veröffentlichten Vorwürfe von sexuellen Vorfällen am Arbeitsplatz in der Notruf-Leitstelle Tirol weiten sich aus. Gleichberechtigung gebe es keine, Belästigungen gegenüber Frauen seien dort stark verbreitet.
„Die in dem anonymen Schreiben an die Staatsanwaltschaft und Landesrätin Astrid Mair erhobenen Anschuldigen erinnern mich sehr an die Zustände während meiner Zeit in der Leitstelle“, macht ein früherer Mitarbeiter seinem Ärger im Gespräch mit der „Krone“ Luft. „Wer sich gegen die Missstände auflehnt, wird entweder gekündigt oder so lange gemobbt, bis man selbst unter Druck das Unternehmen verlässt“, sagt er.
Frauen hinter den Herd
Grundsätzlich herrsche bei vielen männlichen Führungskräften immer noch die Steinzeitmeinung, dass Frauen hinter den Herd gehörten. „Ich konnte es selbst lange nicht glauben, dass Frauen drastisch benachteiligt würden, bis es auch mir sonnenklar wurde.“
Beim Funk beispielsweise hätten Frauen ohnehin nichts verloren. Und wenn es einer Mitarbeiterin gelinge, trotz allem eine Führungsposition zu erreichen, käme gleich der – oft auch unverhohlen direkt ausgesprochene – Vorsintfluthammer, dass sie sich „nach oben geschlafen“ habe.
Die in dem anonymen Schreiben getätigten Vorwürfe von sexueller Belästigung durch einen Vorgesetzten ließen sich auch auf andere Mitarbeiter ausweiten. „Anzügliche Meldungen und eindeutige sexuelle Aufforderungen über die sozialen Medien passierten immer wieder“, erinnert sich der Informant.
„Es interessierte keinen“
Dass Geschäftsführer Bernd Noggler die Fluktuation im Personalbereich nicht für ungewöhnlich halte, sei nicht nachvollziehbar. „Schon zu meiner Zeit gab es viele Abgänge und chronischen Mitarbeitermangel, Dienste konnten nicht mehr besetzt werden. In der Führungsriege interessierte das aber offensichtlich überhaupt niemanden.“
Die Konsequenz: Angeblich litt die Qualität stark. „Wer einen Notruf absetzte, blieb unter Umständen längere Zeit in der Warteschleife hängen. Zwei Minuten neben einem Bewusstlosen warten, bis man Hilfe verständigen kann, sind aber eine Ewigkeit!“
„Anzügliche Meldungen und eindeutige sexuelle Aufforderungen über die sozialen Medien passierten immer wieder.
Ein ehemaliger Mitarbeiter
Arbeit toll, Bedingungen schlecht
Die Arbeit an sich wäre überaus interessant, die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter seien aber sehr schlecht, bedauert der Informant.
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