Betroffene erzählt

Unsichtbare Behinderungen wiegen im Alltag schwer

Tirol
14.03.2023 13:00

Nicht jeder Mensch, der gesund ausschaut, ist es auch. Sogenannte unsichtbare Behinderungen sind für die Betroffenen oft eine große Belastung. In der Öffentlichkeit fehlt vielfach Wissen und Verständnis. Katharina Prohászka (22) hat Epilepsie und bekommt immer wieder Steine in den Weg gelegt. Mit uns sprach sie darüber.

„Krone“: Frau Prohászka, wenn man Sie hier sieht, merkt man nichts von Ihrer Erkrankung. Ist es schwierig, den Menschen Ihre Behinderung zu vermitteln?
Katharina Prohászka: Ja, gerade im Bildungsbereich. Wenn man in der Schule oder bei Praktika sagt, dass man eine Erkrankung hat und dass es eventuell mehr Fehlzeiten gibt, heißt es, das sei kein Problem. Aber sobald etwas passiert, ist es doch ein Problem. Das habe ich in den letzten Jahren leider in verschiedenen Schulen erlebt.

Wo haben Sie starke Diskriminierung erfahren?
Im Arbeitsbereich. Ich konnte bestimmte Ausbildungen nicht fertig machen, weil zu viele Fehlzeiten da waren. Auch in medizinischen Einrichtungen passiert es. Im Krankenhaus kann ich mich schon darauf einstellen.

Was passiert Ihnen im Krankenhaus konkret?
Man wird einfach abgestempelt und nicht als Mensch gesehen, sondern als das Defizit, das man hat. Oder Beschwerden werden auf Stress geschoben, den die Behinderung auslöst.

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In der Hauptschule ist mir oft unterstellt worden, meine Behinderung vorzutäuschen. Dann zweifelt man natürlich an sich selbst.

Katharina Prohászka

Ist Ihnen schon unterstellt worden, Sie würden Ihre Behinderung nur vortäuschen?
Ja, oft. Gerade in der Hauptschule von Lehrpersonen und Mitschülern.

Glauben Sie, dass das psychische Auswirkungen hat?
Auf jeden Fall. Man hat dann schon manchmal Gewissensbisse, Ängste oder macht sich Gedanken. Es schlägt auf die Psyche, wenn man merkt, dass man nicht ernst genommen wird.

Interessensvertretung ÖZIV

ÖZIV, die Interessensvertretung für Menschen mit Behinderungen mit Sitz in Innsbruck, hat in Tirol 2100 Mitglieder. Klienten wie Katharina Prohászka erhalten hier Beratung und Hilfe, beispielsweise, wenn sie sich diskriminiert fühlen. Hilfe erhalten Betroffene auf www.oeziv-tirol.at oder telefonisch unter 0512 571983.

Haben andere Ihnen gegenüber Berührungsängste?
Ich bin schon im Rollstuhl gesessen und muss sagen, dass die Berührungsängste bei sichtbaren Behinderungen eher gegeben sind. Wenn ich sage, dass ich Epilepsie habe, dann wird kurz nachgefragt, und das war es. Als ich im Rollstuhl gesessen bin, hat man mich entweder gefragt, was ich habe, oder man hat mich ignoriert.

Gehen Sie offen mit Ihrer Behinderung um?
Ja, ich spreche das an, weil ich es wichtig finde. Ich wäre einem hohen Risiko ausgesetzt, wenn ich es nicht täte.

Wie war es, Ihre Behinderung einstufen zu lassen?
Am Anfang gibt man sehr persönliche Sachen preis. Dann hört man ewig nichts von der Behörde. Und wenn man das Gefühl hat, dass man höher eingestuft wird und dann sieht, dass man unter 50 Prozent kommt, ist das eine Enttäuschung und kann wütend machen.

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Ich habe oft das Gefühl, dass man als Betroffene nicht ernst genommen wird. Man erkennt die Behinderung nicht und denkt, dass es nicht so schlimm sein kann. Aber das stimmt nicht.

Katharina Prohászka

Was wünschen Sie sich für den Umgang mit unsichtbaren Behinderungen?
Dass die Gesellschaft offener ist und dass Menschen mit unsichtbaren Behinderungen ernst genommen werden. Ich habe oft das Gefühl, dass man als Betroffene nicht ernst genommen wird. Man erkennt die Behinderung nicht und denkt, dass es nicht so schlimm sein kann. Aber das stimmt nicht.

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