Den meisten Steirern ist sein Name unbekannt: Der k.k. Offizier und Baumeister Erzherzog Johanns, Felix von Stregen, plante die Trasse der Semmering-Zugstrecke.
Da schupfte der Schaffner den Paten in einen Waggon und mich nach. In demselben Augenblick wurde der Zug abgeläutet, und ich hörte noch, wie der ins Coupé stolpernde Jochem murmelte: „Das ist meine Totenglocke.“ Jetzt sahen wir’s aber: Im Waggon waren Bänke, schier wie in einer Kirche; [...] Wir reisten unter der Erde. Der Pate hielt die Hände auf dem Schoß gefaltet und hauchte: „In Gottes Namen. Jetzt geb ich mich in alles drein. Warum bin ich der dreidoppelte Narr gewesen.“
Mit großer Skepsis, ja sogar Furcht, begegneten Peter Roseggers Zeitgenossen der neumodischen Eisenbahn, die im 19. Jahrhundert durch die Waldheimat dampfte. Ihre ersten Erfahrungen mit dem „Teufelswagen“ schildert der große steirische Heimatdichter in seiner Erzählung „Als ich das erste Mal auf dem Dampfwagen saß“, aus der obige Zitate stammen.
Die Semmeringbahn war ein Einschnitt
Ja, die Semmeringbahn, die als Teilstrecke der Südbahn in Österreich von Gloggnitz über den Semmering nach Mürzzuschlag verläuft, bedeutete einen wahren Einschnitt, nicht nur in die obersteirische Gebirgswelt, sondern auch in das Leben der Menschen von damals. Allgemein bekannt ist, dass die erste normalspurige Gebirgsbahn Europas von Carl von Ghega geplant und erbaut wurde - ab 1854 dampften die ersten Lokomotiven bis nach Graz und weiter nach Triest. Eine fantastische Pionierleistung, für die der Ingenieur von Kaiser Franz Joseph I. 1851 auch in den Ritterstand erhoben wurde.
Weniger bekannt ist, dass auch andere Technik-Genies unglaubliche Verdienste in diesem Meilenstein-Infrastrukturprojekt der Steiermark leisteten. Wie etwa Felix von Stregen. Erzherzog Johann hielt große Stücke auf den verdienten k.k. Ingenieur-Offizier und beauftragte den im Frankfurt am Main geborenen Sohn eines österreichischen Militärbeamten mit der Trassierung der Strecke. „Er war der Einzige, der die technischen Möglichkeiten des modernen Lokomotivbaues schon 1837 erkannte. Stregen hielt die Überquerung des Semmerings mit der Eisenbahn für möglich - und sollte Recht behalten“, berichtet Andreas Eichstaedt, der den Feldmarschall-Leutnant „dem Vergessen entreißen“ wollte und dessen erste Biografie verfasste.
„Denn bei den allermeisten Abhandlungen über die Semmeringbahn wird Stregen nicht genannt“, so Eichstaedt. Der Autor wurde, wie Stregen, in Frankfurt geboren und recherchierte zum Leben des Semmeringbahn-Ingenieurs unter anderem auch in Graz.
Auch das Palais Meran von Erzherzog Johann erbaut
Woher kannte der „steirische Prinz“ den Techniker? Aus der Ingenieur-Akademie in Wien, in die begabte Schüler aller Länder strömten. Ihre besten Absolventen bildeten das k.k. Ingenieurkorps, eine kleine Eliteeinheit von 150 bis 200 Offizieren. Und Chef dieser auserwählten Truppe war General-Genie-Direktor Erzherzog Johann. Der beliebte Habsburger beurteilte Stregen mit höchstem Lob: Er sei „einer der vorzüglichsten Offiziere des Corps“.
Die beiden Männer schätzten einander also sehr - und so wurde Stregen auch eine weitere ehrenvolle Aufgabe zuteil: Erzherzog Johann vertraute ihm die Bauleitung seines Wohnsitzes in Graz, dem Palais Meran, an.
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