Im Jahr 2017 stürzte Angelino Zeller beim Paragleiten ab. Seitdem sitzt der Steirer im Rollstuhl. Doch von sportlichen Höchstleistungen hält ihn das nicht ab. Er ist Weltmeister im Paraclimbing und will noch höher hinaus.
Sämtliche Blicke sind auf ihn gerichtet. So etwas sieht man wahrlich nicht alle Tage. Wenn Angelino Zeller die Kletterwand im Grazer „City Adventure Center“ bezwingt, dann macht er das, ohne seine Beine zu benutzen. Das kann er nämlich nicht mehr. „Es war 2017 beim Paragleiten auf dem Schöckl: Da ist mein Schirm eingeklappt und ich bin aus 20 Metern abgestürzt“, erinnert sich der Extremsportler an jene Windböe, die ihm zum Verhängnis wurde.
Aus seinem Absturz will er das Beste machen
Für den Rettungsschirm war der Gratkorner zu tief. Aber just in dem Moment, wenn andere wahrscheinlich zerbrechen - Reha in Tobelbad, anstehende Operationen, das Wissen, dass man nicht mehr gehen kann - hat Angelino schnell neuen Mut gefunden. „Sicher, wenn du das alles hörst, ist das nicht ohne, aber ich bin nie in ein Loch gefallen. Meine Großeltern, Eltern, alle haben sofort diese Einstellung gehabt, dass man jetzt das Beste daraus machen muss.“ Das macht Angelino jeden Tag. Er surft, fährt Kajak, meistert seinen Alltag.
Und natürlich klettert er. Im „City Adventure Center“ für die Presse sogar mit dem Rollstuhl, der an seinem Leib baumelt. „Ich hab dann bei einem Inklusions-Klettern teilgenommen, plötzlich haben mich Kletterer aus dem Paraclimbing-Nationalteam angesprochen und mich zum Training nach Innsbruck eingeladen.“ Schnell war er Teil der Mannschaft - zwei Jahre später räumte er seinen ersten Weltmeistertitel ab.
Zweifacher Weltmeister mit großen Plänen
Mittlerweile ist die „Zugmaschine“, so der Spitzname, der ihm von Trainer Alex Guster gegeben wurde, bereits zweifacher Weltmeister, die Nummer eins im Verband, mehrfacher Weltcupsieger und tingelt von Salt Lake City, Frankreich bis nach Moskau. 2022 war ein spezieller Herbst: Ein TV-Team begleitete Zeller ins Aostatal nach Italien - zu schweren Felstouren.
Das „Top“ ist aber noch nicht erreicht. „Ich kann noch stärker werden“, grinst Angelino, der in seinem Leben die härtesten möglichen Touren ausprobieren will. Nahziel ist die WM 2023 in Bern. Auch Olympia 2028 in Los Angeles ist ein Thema für den Mutmacher, den mittlerweile namhafte Sponsoren unterstützen. Es gibt sogar einen Film über ihn („No Straight Lines“). „Mittlerweile klettere ich über dem Schwierigkeitsgrad, den ich vor meinem Unfall geklettert bin“, so der 25-Jährige, der unmittelbar nach dem Unfall zu hören bekommen hatte, dass er eigentlich überhaupt kein Gefühl mehr in den Beinen haben sollte.
Für den Extremsportler ist gar nichts unmöglich
„Nach wenigen Wochen haben die Muskeln damals aber schon wieder gezuckt. Das war für alle unerklärbar. Die Füße kann ich schon wieder anheben, für stehen oder gehen ist es aber zu wenig.“ Noch. Denn für Angelino Zeller scheint gar nichts unmöglich. „Auch wenn die Situation noch so ausweglos erscheint, es gibt für alles eine Lösung!“
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