Treibjagden

Jetzt blasen die Jäger wieder zum großen Hallali

Steiermark
22.11.2022 06:00

Nach zwei Jahren Virus-bedingter Einschränkung haben sie in der Steiermark wieder Hochsaison: Treibjagden. Notwendig, Tierquälerei oder eine Geiselhaft für die nicht-jagende Gesellschaft?

Rudolf Winkelmayer war selbst viele Jahre lang Jäger, ist heute aber ein großer Kritiker dieses Standes - und findet ganz klare Worte: „Treibjagden braucht kein Mensch, nämlich buchstäblich nicht. Ich sage es ganz klar: Sie sind eine reine Lust am Töten. Die Jägerschaft dezimiert zuerst durch Abschüsse die Beutegreifer, wie Fuchs oder Dachs - nur damit sie im Herbst dann eine ausreichend hohe bejagbare Dichte an Fasanen und Co. für sich selbst hat. Das ist ein perfides, leicht durchschaubares System.“

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Das sinnlose Töten empfindungsfähiger Tiere nur zum Spaß muss aufhören. Das ist nicht zeitgemäß, nicht mehr akzeptabel.

Rudolf Winkelmayer, ehemaliger Jäger und jetzt heftiger Kritiker

Für Winkelmayer ist klar: „Die Natur würde das Gleichgewicht grundsätzlich allein regulieren - ohne dass ein Landwirt oder eine Kultur zu Schaden käme.“

Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof versteht die Kritik an Treibjagden nicht und erklärt im „Krone“-Gespräch den Standpunkt der Jägerschaft.

„Krone“:Herr Landesjägermeister, wird es nach den Corona-Jahren heuer wieder Treibjagden im üblichen Ausmaß geben?
Franz Mayr-Melnhof: Ja, die gibt es heuer wieder, sie sind eine legitime Art und Weise, den Bestand zu regulieren.

Was Fasane betrifft: Argumentiert wird von der Jägerschaft ja, dass man deren Abschuss brauche, um den Bestand unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig gibt es aber Auswilderungen, weil der Bestand so niedrig ist - da stimmt ja was nicht?
Bei der Treibjagd ist immer von Fasanen die Rede, es gibt aber solche auf Hasen und zunehmend auch auf Wildschweine. Es ist ein Werkzeug, das wir brauchen, und legitimes Recht.

Wozu braucht man so ein Werkzeug, das immer mit viel Getöse abgeht, wo Anrainer sich beschweren, dass sie sich, ihre Kinder, die Haustiere im Haus verbarrikadieren müssen - während draußen, sogar auf eigenen Grundstücken, „die Hölle los“ ist?
Weil es besser ist, es herrscht an einem Tag Unruhe im Wald als an vielen - wir haben ja einen Abschussplan. Beim Thema vergisst man aber immer einen Punkt: Der Jäger erhält und schafft Lebensraum für die Tiere, was mit viel Aufwand verbunden ist. Die Jagd ist quasi „die Belohnung“ dafür, wir wollen das Tier, ein Naturprodukt, ja zudem auch essen. Sonst tut sich das keiner mehr an, und noch mehr Lebensraum geht verloren.

Also kein Umdenken?
Da die Lebensräume immer kleiner werden, wird die Zahl dieser Jagden ohnehin sinken.

Aktivisten kämpfen seit Jahren gegen Treibjagden
David Richter vom Verein gegen Tierfabriken tritt schon lange gegen die gängige Praxis auf - und das unvermindert mutig. Er beobachtet Treibjagden - und zählt schaudernd tote Tiere. 50 Fasane waren es bei einer einzigen Veranstaltung am Wochenende nahe Graz - in „einem verhältnismäßig kleinen Gebiet, das von Straßen durchkreuzt und ohnehin als Lebensraum schon total minimiert ist“.

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Die Jäger spielen sich immer als Retter der Natur auf. Das Gegenteil ist der Fall. Sie greifen ständig ins Gleichgewicht ein, stören es empfindlich.

David Richter, VGT, unermüdlicher Kämpfer gegen Treibjagden

Auch den stets schnellen Tod, den die Jägerschaft ja immer vor sich herträgt, zweifelt er an. „Jüngst wurde ein Fasan bei einem Tierarzt abgegeben - der hatte eine Bleikugel im Rückgrat, die nur von der vorangegangenen Jagd stammen konnte. Das heißt, der Vogel hat eine Woche gegen den Tod gekämpft. Wie viele Tiere angeschossen werden und dann elendiglich sterben, lässt sich nicht beziffern. Jedes ist eines zu viel.“

Töten aus „reiner Gaude“ heraus, muss aufhören, sagt Winkelmayer: „Selbst wenn kaum Interesse daran besteht, weil die Jäger in allen Gesellschafts- und Politikkreisen zu finden sind. Aber das ist nicht ethisch, nicht zeitgemäß und nicht mehr akzeptabel!“

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