Trotz Hof-Verkauf:

Schlosskutscher hält Zügel weiter fest in der Hand

Steiermark
15.10.2022 11:00

Kutschiert Rudi Allmer seine Gäste bald nicht mehr rund um die steirische Apfelstraße? Diese Befürchtung haben viele, weil sein Hof verkauft wird. Wir haben ihn in Stubenberg besucht und zu seinen Plänen befragt.

Wenn „Sokrates“ und „Havanna“ über Feldwege, Wiesen und sogar Landstraßen traben, ändert sich nur das Geräusch, wenn ihre Hufe am Untergrund aufschlagen. Die zwei holländischen Hengste ziehen die Kutsche gemütlich am Schloss Schielleiten, am See sowie an winkenden Bekannten vorbei, die sich freuen, Rudi Allmer und Hündin Lilli zu sehen.

Kutschierte auch Promis
„Heute geht alles schnell, wir laufen blind durchs Leben, aber hier oben haben meine Gäste einen anderen Blick für das Rundherum“, verrät der Steirer. Seit er 1986 mit der Kutsche fährt, ist es die Vision des 65-Jährigen, Leute auf die wahren Werte aufmerksam zu machen. „Wegen dem Geld braucht man das nicht zu tun.“

Weil er mit seinem Gespann auf der Steirischen Schlösserstraße unterwegs ist, darf er sich auch seit 1998 als Einziger österreichweit „Schlosskutscher“ nennen. Auf seinen Tausenden Touren hat er viel erlebt: „Schon einige haben einen Heiratsantrag gemacht. Die waren alle immer sehr nervös.“ Auch für den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog oder Schlagerstar Jürgen Drews hat er die Zügel schon in die Hand genommen.

Zitat Icon

Zum Kutschenfahren kommen immer mehr Leute, die runterkommen wollen. Man wird bereichert mit dem Rundherum, das man sonst nicht sieht. Das muss man aber selbst erleben.

Rudi Allmer

“Trete etwas kürzer“
Wenngleich er das künftig seltener machen wird: „Der Zahn der Zeit nagt an mir.“ Weil seine Kinder den Hof nicht übernehmen, verkaufte er ihn an eine Tierärztin und ihren Mann. „Man weiß ja nicht, was kommt.“ Auch einen Nachfolger als Schlosskutscher hat Allmer noch nicht. Ab Dezember tritt er deswegen kürzer: „Ich werde nur zwei der sechs Pferde behalten. Die kann ich weiter einstellen.“

Die neuen Besitzer wollen aus seinem Elternhaus und der Landwirtschaft einen Pferdehof machen. Der 65-Jährige sieht es mit einem weinenden, aber auch lachenden Auge: „Ohne Hofarbeit bleibt mir wenigstens mehr Zeit fürs Kutschenfahren.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt