Salzburger Festspiele

Jubel für Muti und die Wiener Philharmoniker

Salzburg
14.08.2022 21:30

Die Salzburger Festspiele laufen noch zwei Wochen, doch Riccardo Muti und die Wiener Philharmoniker haben sich bei ihrem Konzert am Sonntag im Großen Festspielhaus trotzdem schon einmal mit Abschieden beschäftigt. Letzte Werke von Tschaikowski und Liszt standen auf dem Programm - und am Ende dann doch noch ein Anfang.

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, dachte sich wohl Tschaikowski, als er 1893 mit der Symphonie Nr. 6 einen symphonischen Schlussstrich unter sein Schaffen setzen wollte. Keine neun Tage nach der Uraufführung kam auch für sein Leben der Schlussstrich mit nur 53 Jahren. Das viersätzige Werk, das seinen Beinamen „Pathetique“ dank allerlei emotionaler Aufladungen durch jene Tatsache erhielt, ist also ein Requiem im doppelten Sinne.

Riccardo Muti hielt sich jedoch von derartigen Emotionalitäten weit fern und schickte die „Wiener“ auf einen getragenen, mit eleganter Zurückhaltung glänzenden Trauerzug durch die ersten beiden Sätze. Eine etwas strammere Gangart ließ er nur kurz im dritten Satz aufleuchten und beschloss den langsamen finalen Satz mit sanft abfedernden Tönen, die er wie Rosen in Tschaikowskis musikalisches Grab hinab warf.

Überragendes Chorkonzert am Vormittag
Nach der Pause dann die nächste Beerdigung: Liszts „Von der Wiege bis ins Grabe“. Auch in dieser Symphonischen Dichtung ließ sich Muti nicht von der Melancholie verführen, den großen Pathos hob er sich nämlich für das Finale des Konzerts auf. Um das Publikum nicht komplett in einen toten Sonntag zu schicken, wählte man zum Schluss den „Prologo in cielo“ aus Arrigo Boitos „Mefistofele“ und diese Wahl sorgte dafür, dass der Vormittag vor allem als überragendes Chorkonzert in Erinnerung blieb.

Für den Part des Mefistofele betrat Ildar Abdrazakov in leuchtenden roten Schuhen und komplett schwarzem Anzug die Bühne. Nicht nur optisch war der gefragte Bass näher am elegant-verführerischen „Lucifer“ aus der gleichnamigen Serie, als am Beelzebub Mephisto aus Goethes „Faust“. Dämonisch und agil mit scheinbar müheloser Kraft fiel er über Orchester und Chor her. Dem waren ebenfalls nur Rosen zu streuen.

Wenn auch mit beachtlicher Zahl vertreten (Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor hatten sich zusammengeschlossen), gelang den Sängerinnen und Sängern immer wieder der Eindruck eines sanften, sphärischen Engelschores, den Muti zum Schluss dann doch noch einmal die Muskeln spielen ließ. Das Publikum nahm diese Energie auf und spendete tobenden Schlussapplaus für alle Beteiligten.

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