Salzburger Festspiele

„Verrückt nach Trost“: Brandheiße Uraufführung

Salzburg
05.08.2022 10:30
„Warum machen das nicht alle so?“, fragte Schauspielerin Ursina Lardi diese Woche beim Terrassen-Talk und meinte damit Regisseur Thorsten Lensings einzigartige Proben-Philosophie für die Uraufführung von „Verrückt nach Trost“ bei den Salzburger Festspielen. Die Antwort lautet: weil nicht jeder so viel Zeit und Geld hat.

Für bis dato 15 Inszenierungen hat sich Lensing seit seinem Durchbruch 1994 mit „Krieg“ von Rainald Goetz 28 Jahre Zeit gelassen. Es gibt Häuser, die schaffen diese Anzahl in nur einer Spielzeit. Doch Sebastian Blomberg, ebenfalls Teil der Uraufführung und langer Weggefährte des Regisseurs, sieht genau in diesem Zeitlassen Lensings Erfolgsgeheimnis. Im Gegensatz zur gängigen Theaterlandschaft mit all ihren Zwängen habe man bei ihm komplette Freiheit. Die Proben werden selbst bestimmt, wer nicht gut drauf ist, probt nicht und manchmal wird auch einfach nur Essen gegangen. „Deswegen schätzt man die Arbeit mit Thorsten so sehr, weil man weiß, was es wert ist, wenn niemand stört, keine beknackten Theaterinterna“, schwärmt Blomberg.

Ungefähr zwei Jahre dauerten die Arbeiten an „Verrückt nach Trost“. Es ist Lensings erstes selbst geschriebenes Werk. Sich so Zeit zu lassen ist für Lensing nur möglich, weil er vor allem immer auf die richtigen Koproduktionspartner gesetzt hat, wie etwa das Schauspielhaus Zürich, das Schauspiel Stuttgart und eben jetzt die Salzburger Festspiele, die am Samstag zur Geburtsstätte von Lensings Erstling werden.

Die Zeit spielt auch inhaltlich eine große Rolle. Das Publikum verfolgt in vier Stunden mehrere Jahrzehnte Lebensgeschichte des Protagonistenpaars, das Ursina Lardi zusammen mit Devid Striesow spielt. Die beiden sind Geschwister, deren Eltern verstorben sind und denen im Laufe ihres Lebens allerlei ungewöhnliche Charaktere, wie ein Orang-Utan, ein Taucher oder ein Altenpflegeroboter begegnen, die allesamt von Sebastian Blomberg und André Jung übernommen werden.

Gut Ding will eben Weile haben – und sich bei der Uraufführung hoffentlich lohnen. Doch darüber sind sich alle vier Schauspieler einig. „Wir setzen die Bühne in Brand“, lautete das gemeinsame Schlusswort beim Talk. Die Festspiele sollten sich also keine Sorgen um die Premiere machen, aber vielleicht noch einmal ihre Brandschutzmaßnahmen prüfen.

Larissa Schütz

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