Fünf steirische Vereine - mit dem Aktiven Tierschutz als Speerspitze - setzen die Landespolitik unter Druck: Mit der Kündigung ihrer Verträge wollen sie Neuverhandlungen und mehr Geld.
So etwas haben selbst langjährige Pressevertreter wohl selten zuvor gesehen. Die Aufkündigung der „toxischen Ehe“ zwischen Land und Tierheimen verkündet der Obmann des Aktiven Tierschutzes gleich mit drei Anwälten an seiner Seite. Auf „Krone“-Nachfrage - schließlich dreht sich der Pressetermin vorwiegend um Geld bzw. dem massiven Mangel daran - beeilt man sich zu betonen, dass zwei ehrenamtlich tätig seien.
Einer vertritt bezahlterweise juristisch den Obmann; übrigens derselbe Anwalt, der auch Masseverwalter für das vor Jahren Pleite gegangene Unternehmen des Arche-Chefs ist. Was in Rechtskreisen seltsam anmutet; der Jurist selbst ortet darin allerdings keinen Interessenskonflikt.
Ein einfaches Rechenbeispiel
Angetreten ist man, um zu verkünden, dass fünf steirische Tierheimbetreiber (Arche, Franziskus, Trieben, Kapfenberg, Straß) per 31. Dezember ihre Verträge mit dem Land aufkündigen. Das heißt, dass sie keine zugewiesenen Tiere mehr aufnehmen, weil das Land zu wenig bezahle. Festgemacht wird das schon allein an diesem „einfachen Rechenbeispiel“. Vom Land vorgeschrieben seien für die Arche Noah 25 Mitarbeiter; das bedeute 750.000 Euro an Personalkosten. Gezahlt würden nur 635.000 Euro.
Unser Versuch, für eine objektive Berichterstattung Kosten und Aufwand gemeinsam mit dem Arche-Chef durchzurechnen, bleibt trotz anwaltlicher Hilfe aber erfolglos. Demnach hätte das Tierheim im Jahr 2020 gesamt 1,7 Millionen Euro gekostet. Vom Land wären 600.000 gekommen, dazu 170.000 Euro aus der Tiervergabe sowie - laut dem Arche-Chef selbst - eine Million an Spenden. Ein klaffendes Finanzloch erschließt sich zumindest aus dem Beispiel nicht.
Staatsanwaltschaft ermittelt noch
Zudem wehrt man sich vehement gegen die Vorwürfe, mit denen sich derzeit noch die Staatsanwaltschaft beschäftigt: Die Ermittlungen zum Verdacht von Tierquälerei und Untreue sind noch nicht abgeschlossen.
Auch hier wurde von der „Krone“ nachgehakt: Ein alkoholisierter Tierpfleger soll ja einen Hund mit einer Schaufel misshandelt haben. Woraufhin er gekündigt worden wäre. Jetzt aber wieder, durch das „Beurlaubungs- und Kündigungssystem“ des Tierheimleiters (das mit Zusatzkosten verbunden ist), wegen der Personalkrise wieder eingestellt ist. Wundern darf man sich wohl über die Erklärung des Grazer Tierheimleiters: Der Pfleger hätte in betrunkenem Zustand den Hund „abgeküsst“, wäre deswegen entfernt worden - von Misshandlung hätte man zumindest keine Kenntnis. . .
Man darf davon ausgehen, dass Tierschutzreferent Anton Lang (SPÖ), der die Leistungen an die Tierheime in den letzten zwei Jahren um 24 Prozent erhöht hat, sich nicht unter Druck setzen lassen wird. „Wir werden nicht akzeptieren, dass diese Probleme auf dem Rücken der Tiere ausgetragen werden. Es steht außer Frage, dass wir die Unterbringung und damit das Wohl der Tiere auch in Zukunft sicherstellen.“
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